Martin Kappel kommentiert seine bisher vergebliche Suche nach dem „Sozialen“ in der Marktwirtschaft.

Schon Ende März habe ich mich an dieser Stelle verwundert gezeigt und den Arbeitnehmern und Arbeitgebern meine Hochachtung ausgesprochen, dass sie die vielen Einschränkungen und Abstriche wegen der Corona-Krise und der dadurch angesagten Verordnungen überwiegend so stoisch und mit Fassung tragen würden. Gleichzeitig erinnerte ich daran, dass wir in einer „Marktwirtschaft“ leben, die sich nun eben auch den Beinamen „sozial“ trägt. Knapp drei Monate und viele Gespräche mit gebeutelten Unternehmern später muss ich feststellen, dass meine Suche noch nicht zu einem positiven Ende gekommen ist, ich aber auch die Suche noch nicht für beendet erklären wollen würde.

Freilich, die Pandemie kann gar nicht spurlos an einer Volkswirtschaft vorüberziehen, was ein allzu naiver Umgang in anderen Ländern gezeigt hat. Dort wo Corona frei grassiert, trifft es besonders die Ärmsten der Armen. Doch auch hierzulande, wo die Schutzmaßnahmen teils im vollen Gegensatz zur Naivität ergriffen worden sind, ist es der kleine Mann und der mittlere Stand, der kräftig Überstunden schieben muss und trotzdem nicht weiß, ob sein Betrieb doch Pleite geht. Der Staat irrt hier noch, denn das begehrte Prädikat „sozial“ muss ihm definitiv mehr Wert sein, aber wird auch mehr kosten müssen.