Jena. Eine Crossover-Konzertreihe eröffnet die Jenaer Philharmonie am Mittwoch. Musikalische Reise über sechs Kontinente

Am Mittwoch startet im Jenaer Volksbad eine neue Konzertreihe der Jenaer Philharmonie: „Six Continents – sechs Kontinente“. Versprochen sind Begegnungen zwischen Klassik und Weltmusik. Wir fühlten schon mal vor und sprachen mit dem Gastdirigenten des Auftaktkonzerts, Tobias Deutschmann.

Herr Deutschmann, Sie sind am Mittwoch Gastdirigent bei der Jenaer Philharmonie. Ein neues Terrain für Sie?

Ja, es ist das erste Mal, dass die Philharmonie und ich zusammenarbeiten. Und auch die Stadt Jena kenne ich bislang noch gar nicht.

Schon neugierig auf Jena und seinen Klangkörper?

Natürlich. Wie das so in der Orchesterlandschaft ist, hört und liest man ja auch von anderen Orchestern und beschäftigt sich mit ihnen. Da habe ich nicht nur von sehr guten klassischen Aufführungen der Jenaer Musiker erfahren, sondern auch von mutigen Crossover-Projekten.

Sticht die Jenaer Philharmonie damit besonders hervor?

Zumindest erscheint Crossover ein gewisser Schwerpunkt in Jena zu sein. Das ist nun wahrlich nicht bei vielen Orchestern so üblich.

Was wird am Mittwochabend zu erwarten sein?

Es ist das erste von sechs Konzerten, die sich, wie der Titel schon verrät, mit sechs Erdteilen befassen werden. Als erstes soll es am Mittwoch um Lateinamerika gehen.

Stargast des Konzerts ist Gaby Moreno aus Guatemala. Auf was kann sich das Publikum da gefasst machen?

Auf ein Konzert, das alles haben wird – eine Sängerin, Gitarristin und Songschreiberin, die ihre Lieder temperamentvoll wie auch sehr besinnlich, manchmal geradezu introvertiert, vortragen wird. Dazu ihre Band und natürlich die Philharmoniker.

Aber sicher nicht in voller philharmonischer Besetzung?

Nein, es werden 19 Streicher aus dem Orchester dabei sein. Den ersten Konzertteil gestaltet Gaby Moreno ausschließlich mit ihrer eigenen Band, im zweiten Teil singt sie dann begleitet von Band und Orchester.

Zu hören sein wird aber wohl eher nichts Klassisches, oder?

Nein, es sind alles Songs von Gaby Moreno. So vielseitig wie die Künstlerin ist auch ihre Musik – Latino, Flamenco, spanische Folklore, aber auch Jazz, Blues und Soul klingen dabei mit.

Ist solch ein Konzert ungewöhnlich für Sie als einen Dirigenten der klassischen Zunft?

Eigentlich nicht. Ich habe ja neben meinem Dirigentenstudium auch ein Studium der Jazzmusik absolviert und leite zudem ein eigenes Showorchester.

Was dirigieren Sie dabei?

Zum Beispiel Musicals, Operettenmusik und vieles mehr. Wir wollen stilvolle Darbietungen mit viel Entertainment bieten. Einer unserer Höhepunkte ist immer wieder unsere Christmas-Show, eine Weihnachtsshow mit vielen Evergreens

Wo treten sie denn damit auf?

An ganz unterschiedlichen Orten. Unter anderem regelmäßig auf Kreuzfahrten. Wir werden in einigen Wochen wieder die MS Europa auf ihrer Kreuzfahrt von Monaco durch den Suezkanal bis nach Dubai begleiten.

Aber zurück nach Jena. Was würden sie als das Besondere an dem bevorstehenden Konzert einschätzen?

Dass es ein Abend mit ganz neuen Kreationen wird. Eigens für das Konzert entstanden neue Arrangements für zahlreiche Songs. Es ist fest damit zu rechnen, dass zusammen mit der Eigenart des Konzertsaals im Volksbad, mit der Tontechnik und überhaupt mit der gesamten Atmosphäre ein unverwechselbares, einmaliges Konzert zustande kommt. Allein das lohnt schon den Besuch.

Als Ort des Konzert wurde dem Volksbad der Vorzug gegenüber dem üblichen Konzertsaal, dem Volkshaus, gegeben. Kommt das dem Anliegen des Konzerts entgegen?

Ich denke schon. Das Volksbad ist kleiner und intimer. Das passt schon eher zu einem Konzert dieser Art, bei der die Nähe von Künstlern und Publikum wichtig ist. Ich habe mich auch schon nach den Gegebenheiten des Volksbades erkundigt, mit dem Bühnenteam und den Verantwortlichen gesprochen. Ich bin da sehr zuversichtlich.

Die geringe Zahl an Musikern der Philharmonie erinnert wohl auch eher an ein Kammerkonzert.

Das stimmt. Der Part der Philharmonie ist vergleichbar mit einem kammermusikalischen Auftritt. Ich würde es vergleichen mit einem Konzert, bei dem Mozartwerke erklingen.

Wo sind Sie als Dirigent eigentlich zu Hause?

Im nordrhein-westfälischen Wuppertal, wo ich auch sechs Jahre lang fest als Dirigent an der Wuppertaler Bühne tätig war, vorher auch schon am Oldenburgischen Staatstheater. Ich bin aber seit einigen Jahren freischaffender Pianist und Dirigent, unter anderem auch als Leiter und Schreiber der Arrangements für das Tobias-Deutschmann-Orchestra.

Wie kommt man da aus dem tiefsten Westen ausgerechnet nach Jena?

Da ich freischaffend bin, gehören Auftritte mit anderen Orchestern zu meinem Beruf. Das Projekt mit Gaby Moreno war schon weit gediehen. Ich kam erst relativ spät mit dazu, weil mich eine Agentur ansprach und ich gern zusagte.

Sie bleiben damit auch der gesamten sechsteiligen Konzertreihe rund um die sechs Konzerte in Jena erhalten. Können wir schon mal einen Blick voraus werfen?

Das nächste Konzert dieser Reihe gibt es am 10. Dezember. Dann wird es auch eine größere Besetzung bei den Jenaer Philharmonikern geben. Im besonderen Blickfeld stehen dabei Schlagzeuge.

Und einen internationalen Gast wird es auch geben?

Das Konzert gestaltet die Jenaer Philharmonie gemeinsam mit dem Manu-Delago-Quartett. Der österreichische Perkussionist ist ja vor allem durch sein Video „Monte Desire“ berühmt geworden, das zu den 30 best bewerteten Musikvideos der Welt gehörte.

Da lässt sich doch noch ein weiterer Blick voraus werfen.

Den dritten Crossover-Abend in dieser philharmonischen Spielzeit gestalten wir dann am 3. März, und zwar gemeinsam mit der tunesischen Sängerin und Komponistin Emel Mathlouthi. Die Konzertreihe wird auch in der nächsten Saison fortgesetzt.

9. Oktober, 20 Uhr, Badehalle im Jenaer Volksbad, Tickets in der Tourist-Info und im Volksbad eine Stunde vor Konzertbeginn, außerdem online: www.jenaer-philharmonie.de