Apolda. Zum Tag der offenen Ateliers lockte am Wochenende die Kulturfabrik in Apolda zahlreiche Besucher in die Räumlichkeiten an der Dr-Külz-Straße

Immer wieder bekommt Philine Görnandt die Frage gestellt: Wo liegt eigentlich Apolda? Menschen, die das fragen, sind in erster Linie an Görnandts Kunst interessiert. Denn seit einiger Zeit hat die Berlinerin ihre Atelier in der Kunstfabrik aufgeschlagen, schafft hier einzigartige, lichtdurchflutete Skulpturen, Reliefs und Objekte.

Der Arbeitstisch ist immer voll mit zwei, drei oder noch mehr Objekten, an denen sie gerade arbeitet. Unzählige Stunden, Wochen und Monate braucht es manchmal, bis eine neues Kunstwerk fertig ist. Tausende handgeschöpfte Papierröllchen aus Baumwollfasern wachsen in der Zeit zu scheinbar fragilen Skulpturen heran.

Dass sich die in Berlin lebende Künstlerin Apolda als Mittelpunkt ihrer künstlerischen Arbeit ausgewählt hat, war eine ganz bewusste Entscheidung. „In der Kulturfabrik mit den großen, hellen Atelierräumen, finde ich wunderbare Bedingungen, die es in Berlin so schon lange nicht mehr gibt. Und auch nicht mehr bezahlbar wären“, sagt Görnandt. Zudem seit es ein strategiesche Entscheidung gewesen.

Aus Deutschlands Mitte in die Welt

Schließlich, so Görnandt, sei sie oft auf Kunstmessen in München, Frankfurt oder anderswo unterwegs oder pflege den Kontakt mit Galerien in der gesamten Republik. Aus der Mitte Deutschland sind diese Orte für sie leichter zu erreichen, als von der Hauptstadt aus.

Unlängst bezog Philine Görnandt, deren Kunststil bisher einzigartig in Deutschland ist, wie sie selber sagt, sogar größere Atelierräume in der Kulturfabrik. Genau hier her luden am Wochenende verschiedene Künstler zum Tag der offenen Ateliers. So auch die Keramikerin Susanne Worschech, die alle Besucher in ihrem Keramikatelier empfing. Seit zwei Jahren hat sie die Kulturfabrik für sich entdeckt und arbeitet seit einem Jahr ganz aktiv in den Räumlichkeiten. Für die gebürtige Erfurterin, die einige Jahre in Spanien lebte, ein echter Glückstreffer.

„Die großen Räume und das gute Miteinander mit den Künstlerkollegen sorgt für ein sehr angenehmes Arbeitsklima. Ich fühle mich hier sehr wohl.“, sagt sie. Unter dem Motto „Töpfern ist das neue Yoga“ bietet Susanne Worschech seit einiger Zeit immer mittwochs von 12 bis 15 Uhr Kunstkurse für freies Töpfern an.

Freier Aufbau der Formen

Ihre eigenen Arbeiten entstehen meist nicht auf der Töpferscheibe, sondern im freien Aufbau der Formen. Objekte gehören genauso dazu wie Reliefs. Durch die meisten zieht sich ein goldener Riss, dass sei ein Markenzeichen ihrer Kunst und verfolge sie schon seit Langem. Die Technik stammt aus dem japanischen und nennt sich Kinsugi. Viele ihrer Arbeiten brennt sie zudem mit der sogenannten Freibrand Technik Raku, die für eine rissige Oberfläche der Objekte sorgt. „Es muss nicht immer alles perfekt aussehen“, kommentiert sie den Besuchern am Wochenende diese spezielle Technik.