Bad Sulza. Uwe Krebs von der Toskana-Schule Bad Sulza geht in Rente. Er blickt zurück auf über 41 Jahre, in denen er versucht hat, Kinder und Jugendliche so zu unterrichten, dass sie gestandene Persönlichkeiten werden konnten

Es ist still geworden an der Toskana-Schule. Während die Ferienkinder mit ihren Eltern in den Urlaub gefahren sind oder im Freibad den Sommer genießen, sind Mitarbeiter einer Reinigungsfirma gerade damit beschäftigt, die Fenster des Schulgebäudes zu putzen. Auf dem Schulhof sind noch große Kreidezeichnungen zu sehen, die in der Woche, in der die Zeugnisse verteilt worden sind, entstanden. Eine von ihnen befindet sich direkt vor der kleinen Treppe zum Eingang der Turnhalle. Sie zeigt einen Basketballkorb. Gewidmet ist die Illustration Uwe Krebs. Zur Präsentation des Kunstwerks, erhielt der Sportlehrer einen Basketball. Er trägt die Unterschriften einer achten Klasse. Die Schüler bedankten sich damit für die von Spaß und Lernerfolg geprägte Ausbildung in der Ballsportart.

Uwe Krebs, bald 66 Jahre alt, geboren im thüringischen Blankenhain. Auch er ist an diesem Ferientag noch auf dem Gelände der Staatlichen Regelschule. Er hätte zum Halbjahr bereits regulär aufhören können, doch wollte er als Klassenlehrer seine Zehner zum Abschluss führen. Am 1. August ist dann aber wirklich Schluss, seine Akkus sind auch alle, wie er sagt.

Eine schöne Zeit sei es schon gewesen, erinnert er sich. Als Mitverantwortlicher für die Abwicklung der Schulbücher hat er noch zu tun – rechnet, bestellt und führt Listen. Die Bürokratie, die habe seit der Wende stark zugenommen. Zeit, die er eigentlich lieber in die Schüler, in den Unterricht investiert hätte.

Als frisch gebackener Lehrer war er 1978 von der Friedrich-Schiller-Universität Jena zunächst an die POS Auerstedt gegangen. Sein zweites Fach neben dem Sport – Biologie – war an dieser Schule schon abgedeckt. Auf seine Stunden kam er komplett über das Bewegungsfach – was seinem Naturell entgegen kam, seinem Bewegungsdrang. Schon als er selbst noch Schüler war, damals an der POS Blankenhain, stand für ihn fest, dass er selbst auch später mal unterrichten wollte. Sein damaliger Sportlehrer Horst Semsch galt ihm als Vorbild.

Als er dann selbst in Auerstedt vor die Schüler trat, glaubte er, dass das seine Lebensaufgabe werde. Die Umgebung schön, die Leute prima und wenn man den Eltern damals etwas sagte, dann setzten sie das um – nicht untypisch für diese Zeit. Doch heute ist das seltener geworden.

Dann fiel die Mauer. Auerstedt verlor den Status als unabhängige Schule, wurde Bad Sulza angegliedert. Im Jahr 2000 kam dann schließlich der Umzug und die Zusammenlegung, für Uwe Krebs ein Neuanfang. Hatte er sich zuvor langsam in seinem Wunschfach Geo als Lehrer etabliert, musste er nun erstmals in seiner Studienkombination unterrichten, in Bio nach so vielen Jahren im Prinzip komplett von vorne anfangen. Es war eine Sportverletzung, die ihm vor 1974 die Aufnahmeprüfung in Potsdam verhagelte, wo er seine Wunschkombination hätte studieren können.

Anfänglich vermisst habe er die Fußballmatches zwischen Schülern und Lehrern, die es wöchentlich auf dem Sportplatz in Auerstedt gab. In fairen Partien, bei denen zunächst die Lehrer das Heft führten, die Schüler im Laufe des Wettstreit aber das Kräfteverhältnis umkehrten, gaben auch diejenigen etwas preis, die sich sonst im Unterricht eher abduckten.

Bewegt haben Uwe Krebs vor allen die Momente, wenn Kinder an seine Schule kamen, deren Eltern er früher unterrichtete. Man begrüßte sich, man kam sofort wieder ins Gespräch. Und er wusste, dass auch aus diesem Kind eine gestandene Persönlichkeit geworden ist.