Arnstadt. 16. Auflage des Kleinkunstfestivals „Künste in Haus und Hof“ begeistert in Arnstädter Innenstadt.

Gewohnt vielseitig präsentierte sich am Samstag in Arnstadt die 16. Auflage des Kleinkunstfestivals „Künste in Haus und Hof“. So gab es neun Künstler auf neun Bühnen zu bewundern und jede Aktion besaß ihren eigenen Charme. Vergiss das Riesenspektakel in Rudolstadt mit seinen erdrückenden Menschenmassen und dem schleichenden Niveauverlust und komm nach Arnstadt, um feine Kleinkunst in intimem Rahmen zu erleben.

Der Jongleur Kaspar Gross mit seinen weißen Bällen begeisterte am ehemaligen Waisenhaus Jung und Alt. Auch das originelle Improvisationstheater der Comedy-Company fand im Rathaus großen Anklang. Der Hör und Schaubühne gelang im Prinzenhofkeller mit ihrem Schauspiel und Figurentheater sogar das Kleinkunst-Kunststück, die Meinung der Zuschauer extrem zu spalten.

Auch die Musik mit sechs Bands auf sechs Bühnen war wie gewohnt vielseitig und niveauvoll. Man konnte am Prinzenhof das „Duo Monet“ mit ausgewählten Coversongs erleben, aber gleich nebenan an der Liebfrauenkirche die ebenso wissenschaftlich akribisch wie temperamentvoll aufspielenden Musiker von „Viesematente“ mit ihrer Mittelalter-Musik.

Hier überraschten gleich zwei Dudelsäcke und ungewohnt warme Klarinettentöne, die an die Magie der armenischen Düdük erinnerten. Für den Jazzfan eignete sich besonders das Duo Stefan Kling und Javier Chernicoff, das am ehemaligen Waisenhaus mit seinen faszinierenden lateinamerikanischen Jazzklängen alle Rhythmusbegeisterten in Verzückung versetzte und zu tänzerischen Bewegungen verleitete. Einen „seriösen“ Gegenpol bildete im Waidhaus an der Weiße das wie gewohnt virtuose „Duo Kirchhof“ mit seiner leisen intimen Alten Musik.

Zwei Bands gab es, die wohl den Geist der „Künste in Haus und Hof“ am besten trafen. Beide spielten Weltmusik – ein hässlicher, aber seit den 1980er Jahren eingebürgerter Begriff – und beide ernteten beim Publikum mit ihrer Mischung unterschiedlicher Stile frenetischen Beifall. Da war zum einen in der gar nicht mehr so kalten Oberkirche Antjes Weltempfänger mit Antje Taubert (Klarinette), Jule Seggelke (Akkordeon) und Conny Sommer (Percussion). Mit Klezmer und Balkan, afrikanischem und Eigenkompositionen fügten sie sich bestens in die Magie der Oberkirche ein.

Glockenspiel erklingt wieder im September

Den Vogel abgeschossen haben eindeutig die Berliner Formation „Polkageist“ mit ihrer fetzigen Mischung aus Polka und Punk, Balkan und Ska und einem kräftigen Schuss deutscher Liedermacher-Kunst. Die fünf Jungs aus Berlin hatten am Pfarrhof im „hängenden Garten“ des Hauses „Zum wilden Hirsch“ ein so großes und begeistertes Publikum, dass der terrassenmäßig angelegte romantische Garten die vielen Leute kaum zu fassen vermochte und etliche Leute von der Straße aus dem Spektakel beiwohnten .

Ein Spektakel war es wirklich, diese wilde Paarung von altehrwürdiger Folklore und modernen Sounds, die jedem Rhythmusbegeistertem sofort in die Glieder fuhr. Gleich vier Sänger gab es zu bewundern – und Michael Hornauer setzte mit seiner treffsicheren Trompete die Glanzlichter auf.

Auch die kulinarische Verpflegung war beim „Wilden Hirsch“ wieder erstklassig wie gewohnt, so dass für gute Stimmung bestens gesorgt war.

Ärgerlich war, dass das Glockenspielkonzert am Jacobsturm nach der Motette Nr. 1 von Bach still blieb – obwohl sich eine große Menschenmenge zum Zuhören eingefunden hatte. „Offenbar hatte der Mitarbeiter der Glockenfirma, der die Programmierung für das Konzert vornahm, aus Versehen nur die erste von acht Melodien eingespeichert“, so Alwin Friedel aus Arnstadt. Er war enttäuscht, hatte er doch sämtliche Stücke bearbeitet und eingespielt.

Aber fast alle Zuhörer beteiligten sich dann an der Brunnenführung und kommen hoffentlich zum nächsten Glockenspielkonzert am Denkmaltag, dem 8. September, wieder.