Arnstadt. Experten diskutieren über städtebauliche Szenarien für 45 Hektar großes Terrain zwischen Industriegebiet und Altstadt. Studenten stellen zudem ihre Ideen vor.

Dass das Quartier um den Milchhof Potenzial birgt, darin sind sich die fünf Experten einig. Was genau auf dem Gelände um den Milchhof entstehen soll, darüber diskutierten der Jenaer Architekt Michael Bracke, Daniel Woite vom Stadtplanungsamt Dresden, Sabine Wosche von der Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen sowie Dieter Blase, Stadtplaner aus Essen und die Professorin für Architektur der Fachhochschule Erfurt Petra Wollenberg in einer Podiumsdiskussion im Milchhof.

Worum ging es? Das rund 45 Hektar große Quartier um den Milchhof zwischen Industriegebiet und Innenstadt ist seit Jahren nahezu ungenutzt. Das soll sich ändern. „Wir warten nicht ab, bis ein Investor hier ist und überlegen dann, ob das in das Quartier passt“, sagt Jan Kobel, Inhaber des Milchhofs.

140 Studenten machen sich Gedanken

Das alte Industriegebäude, das mittlerweile saniert und eine Ausstellung moderner Kunst in Bauhaus-Tradition beherbergt, sei innerhalb der angestrebten Stadtentwicklung das zündende Element, findet Bracke: „Der Milchhof ist der Kern. Von dort aus könnte sich das Quartier ausbreiten“, sagt er und verweist auf Subkultur, Publikum, Kulturschaffende und junge Menschen. Diese nach Arnstadt zu locken, sei dennoch ein schwerer Prozess.

Mit der Podiumsdiskussion wolle man einen Impuls geben. „Wir müssen Bilder erzeugen, das ist heute der Start“, sagt Blase. Ein urbanes Quartier solle entstehen, die Voraussetzungen hierfür seien sehr gut: „Die Architektur ist wunderschön, das Wasser, die Gera, die Gärten“, lobt er das Quartier. Dass ein Solches aber nicht aus dem Boden gestampft werden könne, auch darin herrscht Konsens: „30 Jahre kann die Entwicklung dauern“, weiß Wosche. „Wir müssen überlegen, was die Menschen in 30 Jahren brauchen.“ Dafür müssen die Eigentümer und prinzipiell die Arnstädter Bürgerschaft und die Stadt mit ins Boot geholt werden“, sagt sie. Von letzteren war zur Podiumsdiskussion allerdings keiner erschienen.

Dabei dürfe der wirtschaftliche Aspekt nicht vergessen werden, mahnt Wosche: „Ist der Bedarf da? Gibt es langfristige Finanzierung?“ fragt sie rhetorisch. Konkrete Ideen entwickeln sich im Laufe des Prozesses. Und die müssen aus dem Volk kommen, findet Wosche. Einige Hypthesen für eine mögliche Nutzung des Quartieres haben Studierende der Fachhochschule Erfurt vor der Podiumsdiskussion präsentiert: „140 Studierende haben an dem Projekt mitgearbeitet. Aus 28 Vorschlägen haben wir zwölf ausgewählt“, sagt Wollenberg, die das Projekt betreut hat. Die beste Arbeit hatte die Gruppe um David Steinhausen, Architekturstudent aus dem vierten Semester: „Wir möchten die dominanten Gebäude in den Fokus rücken“, sagt er. Diese sollen mit einem roten Band – mit Wegen – verbunden werden.

Neben Wohnungen könnte das Gelände dann auch ein Kino, einen Markt und eine Freibühne enthalten. Die Arbeit selbst soll aber auch nur als Impuls verstanden werden.