Ilm-Kreis. Grit Wagner gehört zu den 65 Ehrenamtlichen beim Hospizdienst in Arnstadt. Künftig bieten sie auch ein Schulprojekt zum Thema an.

Dass der Hospizdienst in Arnstadt Verstärkung sucht, hatte Grit Wagner vor etwa drei Jahren in der Zeitung gelesen und sich an jene Zeit erinnert, als sie mit Mutter und Schwester den Vater auf seiner letzten Reise begleitete. Sie wusste, dass sie das kann – und meldete sich auf dem Pfarrhof zum nächsten Kurs an.

Inzwischen gehört die 52-Jährige zu den 65 qualifizierten ehrenamtlichen Begleitern beim ambulanten Hospiz- und Palliativberatungsdienst der Malteser in Arnstadt. Für sie alle ist der Samstag ein besonderer, weil „Welthospiztag“. Er wird genutzt, um auf die Situation von schwerstkranken und sterbenden Menschen und deren Angehörige aufmerksam zu machen. Zur Hospizidee gehört, selbstbestimmt bis zuletzt in Würde leben zu können, wobei körperliche, seelische, spirituelle und auch soziale Bedürfnisse berücksichtigt werden.

Beruhigende Töne am Krankenbett

Grit Wagner hat erst vor kurzen eine ältere Dame auf ihrer letzten Lebensreise begleitet. Die Kinder sind erwachsen und so fuhr sie vier Wochen lang nach ihrer Arbeit bei Arnstadt Kristall in ein Seniorenheim, um der schwerstkranken Frau Nähe zu schenken, ihr kleine Geschichten vorzulesen. Echte Gespräche waren schon nicht mehr möglich, aber die Besucherin brachte stets einen Schmetterling im Glas mit – ein zartes Etwas aus Stoff, das mit Hilfe einer Batterie herumflattert. Dann leuchteten die Augen der Seniorin. „Ich konnte wirklich eine Beziehung zu ihr aufbauen“, erinnert sich die Hospizbegleiterin mit Dankbarkeit. Sie hat sich extra eine Kalimba gekauft, ein kleines Musikinstrument mit Metall-Tasten, die harmonische Töne erzeugen und beruhigend wirken. Sie traf am Bett mit den Angehörigen zusammen, lernte die Familie kennen, die sich rührend kümmerte, konnte ihnen beim Abschiednehmen helfen.

Zuhören, vorlesen, über Hobbys reden, Lebensweisheiten erfragen, Glücksmomente sammeln – es gibt vieles, was in den letzten Lebenstagen noch möglich ist. Darauf werden die Hospizbegleiter in Kursen vorbereitet, darüber sprechen sie bei ihren regelmäßigen Treffen.

Kirsti Senff, eine der drei Koordinatorinnen beim Hospizdienst, sieht im Schmetterling ein starkes Symbol: Die Puppe ist wie der Leib, der bleibt. Die Seele aber fliegt davon...

In diesem Jahr haben die Ehrenamtlichen 41 Sterbebegleitungen abgeschlossen, 19 laufen derzeit. Darüber hinaus ist die Begleitung und Beratung der Angehörigen ein wichtiger Teil der Arbeit. Wobei sich das Arnstädter Team grundsätzlich auf den nördliche Ilm-Kreis konzentriert, da es in Ilmenau ein eigenes Angebot gibt. Die Zusammenarbeit sei sehr gut, betont Kirsti Senff, regelmäßig treffe man sich beispielsweise auf der Palliativstation der Ilm-Kreis-Kliniken in Ilmenau.

Zur Arnstädter Hospizarbeit gehören auch – in Anlehnung an die Erste Hilfe zur Lebensrettung – Kurse in „Letzter Hilfe“ sowie ein Trauercafé, das zwei Ehrenamtliche betreuen. Neu ist das Projekt „Hospiz macht Schule“, in dem sich Grundschüler mit Werden und Vergehen, Krankheit und Tod, mit Traurigsein und Trösten beschäftigen werden. Eine der fünf Ehrenamtlichen, die sich dafür qualifizierten, ist Grit Wagner.

Hintergrund:

In Deutschland gibt es rund 1500 ambulante Hospizdienste, etwa 230 stationäre Hospize für Erwachsene sowie 17 stationäre Hospize für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene.

Den ambulanten Hospiz- und Palliativberatungsdienst in Arnstadt gibt es in Trägerschaft der Malteser seit dem Jahr 2007.

Das Büro ist am Pfarrhof 8, Sprechzeiten Montag bis Donnerstag 9 bis 12 Uhr oder nach Vereinbarung.

Erreichbarkeit unter Telefon: 0160/713 2600 oder 03628/585 466.

Die Beratung kann im Büro, zu Hause oder im Seniorenheim erfolgen. Die Begleitung ist kostenfrei und religionsunabhängig.