Gräfinau-Angstedt. Pfarrer Conrad Neubert aus Gräfinau-Angstedt spricht in seinem Wort zum Wochenende über die Redefreiheit eines jeden Menschen.

„Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz nicht mehr salzt, womit soll man salzen? Es ist zu nichts mehr nütze, als dass man es wegschüttet und lässt es von den Leuten zertreten.“ (Matthäus 5,13)

Die Kirchen, die Pfarrer und Pfarrerinnen, die Christen und Christinnen, die voller Glaubensgewissheit und die voller Zweifel – sie alle sollen nicht schweigen. Jesus ermahnt uns alle: Redet! Salzt das Leben eurer Mitmenschen mit Worten, dass es nach mehr schmeckt!

Und glücklich sind wir in einer Zeit zu leben, in der sie alle reden dürfen: die Kirchen, die Glaubenden, die Nichtglaubenden. Niemand von uns kann Schweigen und um unserer Mitmenschen willen darf auch niemand von uns Schweigen.

Es gibt Leute, die sagen: „Das wird man wohl noch sagen dürfen!“ – sie übersehen vollständig, dass sie das sagen dürfen. Es gibt Leute, die sagen: „Ich kann die nicht mehr sehen!“ – sie übersehen vollständig, dass auch diese Personen gesehen werden dürfen. Denn genauso wie wir selbst uns zeigen, genauso wie wir selbst uns aussprechen, so müssen wir ertragen, dass andere sich aussprechen und sich zeigen.

Jeder Mensch hat das Bedürfnis sich zur Geltung zu bringen. Jede Stimme will sprechen. Und von jedem Menschen kann man etwas lernen. Jede Person hat eine einmalige Perspektive. Und selbst in der unsinnigsten, gemeinsten, unehrlichsten Weltanschauung liegt ein Funke Wissen dieses Menschen über sich selbst vergraben. Freilich sollte niemand verletzt werden dabei. Freilich darf kein Gift in diese Worte, freilich dürfen sie nicht das Leben anderer bedrohen.

Die Kirche, die Pfarrerinnen und Pfarrer, die Christinnen und Christen, die voller Glaubensgewissheit und die voller Zweifel – sie alle müssen von den Wahrheiten sprechen, die sie glauben und die sie bezweifeln. Die Wahrheiten, die ihr ganzes Leben bewegen.

In der Vergangenheit da wurde den Kirchen das Wort verboten und da wurde den Zweifelnden eine fremde Sprache aufgezwungen. Lassen Sie uns nicht dahin zurückkehren, das Schweigen der anderen zu fordern!

Lassen Sie uns frei sprechen und lassen Sie uns stark darin sein, zu ertragen, was die anderen zu sagen haben. Auf dass wir nicht ein Leben führen, das fade ist und in welchem alles nur nach dem eigenen Brei schmeckt. Lassen Sie uns die Würze mit vielerlei Perspektiven genießen!