Robert Schmidt über große Unterschiede.

Natürlich gibt es große Unterschiede zwischen Stadt und Land. Auch bei den Jugendlichen. „Wo hast du denn die Aufbauanleitung für die Bierzeltgarnitur?“ – diese Frage dürfte auf dem Dorf nur für Kopfschütteln sorgen. Und das schon bei denen im zarten Alter. Dagegen ist das Klingeflitzen dort gänzlich unbekannt. Für die Dörfler: Klingelflitzen ist das gleichzeitige Betätigen möglichst vieler Klingeln – vorzugsweise an Wohnblocks – und schnelles Wegrennen danach. Macht ja auch keinen Spaß. Zum einen, weil es an den Häusern auf dem Land meist nur eine Klingel gibt und man zum zweiten garantiert von einem der Nachbarn, der gerade im Hof oder im Garten arbeiten, erwischt wird. Und einer arbeitet dort immer im Hof oder im Garten.

Das bringt mich zu einem weiteren Unterschied. Geht die städtische Jugend aus, dann wollen sie etwas geboten bekommen. Und das möglichst, ohne einen Finger zu rühren (außer beim Klingelflitzen). Wird auf den Dörfern etwas geboten, dann packt die Jugend mit an. Und hat sogar noch Spaß dabei.

Grüßt man einen Teen auf dem Dorf, wird man zurückgegrüßt und nicht blöd angeguckt. Hier geht man noch über die Straße, ohne am Handy zu datteln. Und hier wird einem alten Mann wie mir noch Hilfe angeboten, wenn dem alten Mann die Papiertonne zu schwer ist.

Auch deshalb lebe ich gerne auf dem Dorf. Und will hier ganz alt werden.