Robert Schmidt denkt über die Grenzen der Toleranz nach.

„Also weißt Du: Dein Dackel ist alt, er wird immer komischer, sieht nicht mehr gut und hört auch nicht mehr richtig. Ihr beide werdet euch immer ähnlicher.“ Was bitteschön soll man – also ich – darauf antworten? Ich brummelte etwas von einem dringenden Termin für die Zeitung und verließ das Haus. Soll sich doch der Dackel mit dem Frauchen rumärgern.

Der Nachteil von einem gemeinsamen Homeoffice mit dem geliebten Weib ist, dass man Seiten an ihr kennenlernt, die man – also ich – bislang so noch nie richtig wahrgenommen hat. Zu ihren Kunden jedenfalls kann sie sehr, sehr lieb sein. Sehr lieb. Wüsste ich es nicht besser, ich hielte es für Flirten. Leider endet das abrupt, sobald sie den Hörer auflegt. „Hast du Milch, Butter und Toilettenpapier geholt?“ Hatte ich nicht. Und verspürte eine leichte Gereiztheit ihrerseits.

Ich wiederum versuche so zu sein wie immer: frauenverstehend, sensibel und tolerant. „Schatz, was gibt es denn heute Leckeres zum Abendbrot?“ „Na jedenfalls nichts, wofür man Milch braucht. Es gibt Knäckebrot. Ohne Butter.“ Ich war lieber still. Das ist eine Seite, die wiederum ich an mir selbst noch nie wahrgenommen habe. Aber auch meine Toleranz hat Grenzen. Ich ging zum Nachbarn. Der grillte gerade. Und ich nahm den Dackel mit. Der ist schließlich auch nur ein armer Hund.