Ilm-Kreis. Milde Winter und eine trockene Lage machen Arnstadt und Umgebung zum Risikogebiet. Hier erhalten Sie wichtige Tipps bei Notfällen.

Wer in den kommenden Monaten viel Zeit in der Natur verbringt, sollte vorsichtig sein: „Experten befürchten, dass in diesem Sommer besonders viele Zecken aktiv sind und damit ein höheres Infektionsrisiko besteht“, warnt Volker Gebhardt, Thüringenforst-Vorstand.

Auch in den Wäldern und Wiesen um Arnstadt und Ilmenau müssten Spaziergänger und Wanderer vermehrt mit den Parasiten rechnen: „Arnstadt ist ein trockenes Eck mit milden Temperaturen“, sagt Horst Sproßmann, Sprecher von Thüringenforst. Das begünstige die Vermehrung der Zecken. „Wir hatten dazu einen milden Winter“, ergänzt er. Auch das würde der Zecke in die Karten spielen.

Jährlich erkranken im Freistaat 300 bis 450 Personen allein an Borreliose, ein knappes Dutzend an der als Hirnhautentzündung bekannten Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), informiert der Thüringenforst. Das Risiko, sich im Ilm-Kreis mit FSME zu infizieren, sei aber geringer als in den FSME-Risikogebieten, insbesondere in Süd- und Ostthüringen, so Sproßmann. Doch auch der Ilm-Kreis sei seit April 2018 als FSME-Risikogebiet deklariert, teilt das Gesundheitsamt mit.

Zwischen 2013 und 2017 habe es insgesamt vier Fälle von FSME im Kreis oder der Region gegeben. Aus diesem Grund seien nun auch die Krankenkassen verpflichtet, die Kosten für Impfungen gegen die FSME zu übernehmen, informiert das Gesundheitsamt.

Borreliose-Fälle nehmen im Ilm-Kreis tendenziell zu. Grund seien die guten Bedingungen. Es ist damit zu rechnen, „dass Zecken sich optimal vermehren und allein durch die Anzahl die Möglichkeit von Krankheitsübertragungen zunehmen werden“, so das Gesundheitsamt.

„In den Ilm-Kreis-Kliniken wurden im vergangenen Jahr 20 Patienten mit Borreliose in Folge von Zeckenbissen behandelt“, sagt Stefanie Jecht, Mitarbeiterin im Qualitäts- und Risikomanagement der Ilm-Kreis-Kliniken Arnstadt-Ilmenau.

Im gleichen Zeitraum gab es dort keine Fälle von FSME. Dennoch werde Risikopatienten wie Forstarbeiter oder Jäger eine FSME-Impfung empfohlen, so Jecht. Ferner bieten lange Kleidung, Kopfbedeckung und geschlossene Schuhe sowie Mückenschutzmittel mit Wirkung gegen Zecken einen gewissen Schutz gegen die Blutsauger.

Kreisrunde Rötung um Stich ein Anzeichen

Die Thüringer Landesforstanstalt weist weiter darauf hin, Waldwege nicht zu verlassen, Wiesenquerungen bei hohem Graswuchs, ebenso wie Lichtungen, Gebüsche oder Flussläufe zu meiden. Bevorzugt sitzen die Tiere auf besonnten Gräsern und Zweigen vorwiegend in 30 bis 60 Zentimeter Höhe.

Nach dem Waldbesuch sollte man sich nach Zecken absuchen, rät die Forstanstalt. „Im Falle eines Zeckenstiches können Betroffene das Tier selbstständig entfernen“, sagt Jucht. Erkennungszeichen der von den Zecken übertragenen Lyme-Borreliose sei eine kreisrunde, scharf abgegrenzte, mindestens fünf Zentimeter breite Rötung um den Zeckenstich. Innerhalb der ersten Wochen kann es zu grippalen Symptomen kommen.

Beim Verdacht auf eine Borrelieninfektion könne der Hautarzt in einem Bluttest die Diagnose sicher stellen, so Jecht. Die Krankheit werde dann mit Antibiotika behandelt. Schwere Verläufe seien aber selten. Nur jeder dritte oder vierte Infizierte entwickelt überhaupt Krankheitszeichen. Gegen das FSME-Virus schütze aber nur eine Impfung.

Generell könne die Ausbreitung der Zecke nur durch groß angelegtes Ausbringen von Insektiziden unterbunden werden, teilt das Gesundheitsamt mit. Dabei würden dann aber auch nützliche Insekten, wie die Bienen, abgetötet werden.

Ferner machen Zecken einen nicht unerheblichen Anteil in der Nahrungskette anderer Nutztiere, wie beispielsweise der Vögel, aus. Die Auswirkungen von Eingriffen in diese Prozesse können nicht abgeschätzt werden, so das Gesundheitsamt.