Ilm-Kreis. Petra Schwarznau vom Gesundheitsamt im Ilm-Kreis rät, sich mit dem Thema HIV und AIDS zu beschäftigen.

Am Sonntag war Welt-AIDS-Tag. Für das Gesundheitsamt des Ilm-Kreises Anlass, in dieser Woche einen Tisch im Landratsamt in Arnstadt mit Informationsmaterial zu füllen. Auch Kondome kann man mitnehmen und witzige Tipps für deren richtige Anwendung. Sie sind bis heute die beste Möglichkeit, sich vor HIV zu schützen und das Risiko einer Ansteckung mit Geschlechtskrankheiten zu senken.

Was viele nicht wissen: Die Zahl der Fälle von Syphilis nimmt zu, erklärt Petra Schwarznau, die seit mehr als zehn Jahren im Gesundheitsamt für die HIV-/AIDS-Beratung zuständig ist. Sie trägt in diesen Tagen die rote Schleife als Zeichen der Solidarität mit HIV-Infizierten und AIDS-Kranken. 34 Neuinfektionen gab es 2018 in Thüringen, 22 sind es bisher in diesem Jahr. Zahlen für den Ilm-Kreis werden nicht erfasst.

Immer mehr Ratsuchende rufen an

Das Beratungsangebot vor Ort ist wichtig und wird gut angenommen, immer mehr Klienten melden sich per Telefon. Ein ausführliches Beratungsgespräch schließt sich häufig an. Es kann, muss aber nicht zu einem Test führen. Petra Schwarznau ist ausgebildete Krankenschwester und nimmt selbst Blut ab. Sie kennt die Namen ihrer Klienten nicht, auch die Proben werden mit einer verschlüsselten Kennung eingeschickt. Ein klassischer HIV-Test sei auch immer freiwillig.

Bedeutete die Diagnose HIV vor einigen Jahrzehnten noch das Todesurteil, lässt sich der erworbene Immundefekt heute gut behandeln und so der Ausbruch von AIDS verhindern. Die neuen Kombinationspräparate seien in der Regel gut verträglich, aber eben keine „Vitamintabletten“.

Macht das die Menschen leichtsinniger? „Teils, teils“, sagte die Beraterin, die bei einem positiven Befund die Betroffenen als erste auffängt und bespricht, wie es weiter geht. So vermittelt sie sofort einen Termin in einer der beiden auf die Behandlung spezialisierten Schwerpunkt-Arztpraxen in Erfurt oder Weimar. Die Medikamente, so erklärt sie, müssen ein Leben lang eingenommen werden.

Jeder sollte seinen HIV-Status kennen

Aber fast immer ist alles in Ordnung, ihre Klienten – nicht selten frisch verliebte Paare – können beruhigt nach Hause gehen. „Jeder sollte seinen HIV-Status kennen“, rät Petra Schwarznau, die sich mehr Wissen über die Entstehung von AIDS wünscht. Dann würde auch die Stigmatisierung sinken. Denn der Erreger wird nicht durch Körperkontakt, wie Händeschütteln, Umarmen oder Küssen übertragen – anders bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr oder infiziertem Blut, beispielsweise durch den gemeinsamen Gebrauch von Spritzen. Eine infizierte Mutter kann ihr Baby anstecken – aber auch ihre Viruslast könne man senken. Symptome für HIV sind unter anderem langanhaltender Durchfall, ungewollte Gewichtsabnahme, Hautveränderungen, grippeähnliche Symptome wie Fieber.

Regelmäßig bietet Petra Schwarznau auch in Ilmenau in der Zweigstelle des Gesundheitsamtes in der Krankenhausstraße Beratungen an. Die nächste findet am 11. Dezember von 13 bis 16 Uhr statt. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Susan Schütz besucht sie Schulen und Jugendclubs, um aufzuklären. Es sei nie zu früh, wenn Kinder fragen.

HIV-/AIDS-Beratung in Arnstadt unter Telefon: 03628/73 85 02 und in Ilmenau unter Telefon: 03677/65 75 26