Robert Schmidt über Friseurtermine.

Friseurtermine sind in unserer Familie derzeit ein großes Thema. Meine Mutter – immerhin schon knapp über 80 – rennt rum, als hätte sie ihre späte 1968er-Phase als Blumenkind oder Hippie. Bei meinem Vater – auch er nicht viel jünger – fehlt nur noch die Nickelbrille, und er könnte glatt als John-Lennon-Verschnitt durchgehen. Mein geliebtes Weib hat jetzt drei Tage lang rumtelefoniert – vor den Sommerferien ist kein Termin mehr zu bekommen.

Sie kündigte an, bis dahin das Haus nicht mehr verlassen zu wollen, was mit die Schweißperlen auf die Stirn trieb. Es gibt zwar auch Termine, die Friseure mittlerweile im Freien vergeben, aber das würde bei ihrer Haarpracht Ärger mit den dortigen Nachbarn geben.

Nur ich und der Hund sind ganz entspannt. Ich, weil ich eh schon eine etwas lichte Haarpracht habe und sie seit Jahren mit einem Bartschneider im Zaum halte. Beides erweist sich jetzt als ein Segen. Und der Dackel, weil bei ihm Friseurtermine nur alle sechs Monate anstehen, und der letze war erst kurz vor Ausbruch der Corona-Krise. Wir zwei beide sehen also noch unserem Alter entsprechend recht vernünftig aus.

Und da das so ist, können wir doch deshalb auch mit unseren etwas lotterig daherlaufenden Frauen leben. Jedenfalls noch eine Zeit lang.

Allerdings hat auch unsere Leidensfähigkeit diesbezüglich seine Grenzen. Da wir beide also nur ordentlich frisiert herumlaufen, lassen wir uns noch höchstens noch drei Wochen lang mit der Familie draußen sehen. Danach würde unser Ruf leiden. Was für einen immer wir auch haben.