Ilm-Kreis. Nach Ilmenau hat nun auch Arnstadt eine räumlich begrenzte Satzung, die eine Anschlusspflicht für Mehrfamilienhäuser vorsieht.

Gesperrt ist derzeit der Bustreff in Arnstadt. Vor dem Haupteingang der Sparkasse frisst sich eine Baggerschaufel in die Tiefe. Kein ungewohntes Bild, denn schon im vergangenen Jahr wurde einige Meter weiter gebuddelt. Damals verlegten die Bauarbeiter eine Fernwärmetrasse in Richtung des neuen Kaufhauses in der Muhmengasse. Nun schaffen sie eine Verbindung zur Alten Post, die saniert und als Wohnhaus genutzt werden soll. Statt eine eigene Heizungsanlage zu kaufen, entschieden sich die Investoren bewusst, sich ans Fernwärmenetz der Stadtwerke anschließen zu lassen.

Nutzer sind freiwillig mit im Boot

„Wir haben gleich mehrere Heizhäuser unterschiedlicher Größe in der Stadt“, verrät Stadtwerke-Chef Friedrich Reinhard Wilke. Am Dornheimer Berg, am Rabenhold, aber auch mitten in der Stadt sind diese Objekte zu finden. Die alte Post etwa wird aus dem Rathauskeller heraus mitgeheizt.

Arnstadts Fernwärmenetz wächst jedes Jahr. 157 so genannte Wärmeabnahmestellen gibt es derzeit. In der Regel handelt es sich dabei um Mehrfamilienhäuser, Verträge gibt es mit der Wohnungsbaugesellschaft ebenso wie mit der Wohnungsbaugenossenschaft, aber auch mit Privatinvestoren.

„Anschließen könnten wir noch mehr Interessierte“, betont Wilke. Zwar liegen die Fernwärmetrassen noch nicht überall, das kann aber nachgeholt werden, wenn es wirtschaftlich darstellbar ist. Letztlich sei dies eine stadtplanerische Frage, so Wilke. Wenn Straßen ohnehin saniert werden, böte es sich an, Fernwärmeleitungen gleich mitzuverlegen.

Potenzial hat Arnstadt, etwa im Gründerzeitviertel, so die Einschätzung des Geschäftsführers. Eine Anschlusspflicht gibt es in Arnstadt seit wenigen Wochen am Rabenhold. Hier wurde vom Stadtrat eine entsprechende Satzung auf den Weg gebracht. Die Hausbesitzer, die Fernwärme nutzen müssen, sind übrigens freiwillig mit im Boot und hatten vorher entsprechende Verträge geschlossen. Einfamilienhäuser müssen auch weiterhin nicht ans Netz. Wenn es politischer Wille ist, kann die Satzung auch auf andere Stadtteile ausgedehnt werden.

Dass man damit keinen Unmut schafft, zeigt ein Blick nach Ilmenau. Dort wurde im Jahr 2013 die erste Fernwärmesatzung auf den Weg gebracht. 2017 wurde diese dann noch einmal erweitert. Campus und Langewiesener Straße sind nun genauso erfasst wie der Vogelherd oder die Ziolkowskistraße. „Ilmenau hat ein über 70 Kilometer langes Fernwärmenetz“, verrät Veit Sengeboden, der Geschäftsführer der Ilmenauer Wärmeversorgung GmbH. Ein Großteil der Wärme kommt übrigens aus einem Biomasseheizwerk, einer sehr ökologischen Variante. Auch in Ilmenau gilt: Im Satzungsgebiet angeschlossen werden müssen in der Regel nur Mehrfamilienhäuser.

Und das ist für die Besitzer oft preisgünstiger, als eine eigene Heizungsanlage zu errichten. Interessierte, die abseits einer Fernwärmeleitung leben, können Stadtwerke und Wärmeversorgung GmbH aber auch wegen einer „kleinen Variante“ ansprechen. Es sei durchaus möglich, im Keller eines Einfa-milienhauses ein Blockheiz-kraftwerk zu errichten, erklärt Wilke. Mit den Hausbesitzern werde dann in der Regel ein mehrjähriger Nutzungsvertrag geschlossen. Sie kaufen die Anlage nicht, sondern zahlen nur die anfallende Nutzungsgebühr.