Ilm-Kreis. Nach über 40 Dienstjahren zieht sich Kreisbrandinspektor Heiko Heß zurück. Sebastian Arnold freut sich auf neue Herausforderung

Lächelnd schiebt Heiko Heß einen Zettel mit einer Telefonnummer über den Tisch. „Kümmer Du Dich bitte mal drum“, sagt er zu Sebastian Arnold. Ende kommender Woche wird der 30-Jährige in die Fußstapfen des Kreisbrandinspektors treten. „Ich habe mein Leben 40 Jahre lang dem Brand- und Katastrophenschutz gewidmet", erklärt Heiko Heß. Ende Oktober geht er nun in den Ruhestand.

Pläne für die Zeit danach hat er noch nicht geschmiedet. „Ich will es einfach ruhiger angehen lassen“, verrät der Ilmenauer. Ein Leben ohne Rufbereitschaft am Wochenende, ohne nächtliche Einsätze, ohne Zeitdruck – das kann sich der 61-Jährige sehr gut vorstellen.

Trotz der vielen Arbeit, die er in den vergangenen Jahren zu bewältigen hatte, scheidet er aber mit einem guten Gefühl aus dem Amt. „Es war eine schöne Zeit“, sagt Heiko Heß.

Die Sicherheitslage des Kreises im Blick

Im Landratsamt heuerte er bereits im Herbst 1989 an. Die Nachwendezeit, sagt er lächelnd, war am spannendsten. Denn damals gab es Geld im Überfluss für die Feuerwehren. Überall wurde gebaut, schwere Technik wurde mitunter binnen weniger Monate beschafft. Heute dauert das deutlich länger.

Größere Investitionen müssen meist europaweit ausgeschrieben werden. So können auch schon mal zwei Jahre vergehen, ehe ein neues Einsatzfahrzeug auf den Hof rollt. Auch fällt es den Kommunen zunehmend schwerer, das nötige Geld für Fahrzeuge, Gerätehäuser, Einsatzbekleidung und Technik zur Verfügung zu stellen.

Von Einsatz zu Einsatz sausen – das entspricht nicht dem Alltag des Kreisbrandinspektors. „Thüringen hat die Funktion des Amtsleiters für Brand- und Katastrophenschutz mit dem des Kreisbrandinspektors verschmolzen“, erklärt Heß. Viele seiner Aufgaben müsse er am Schreibtisch erledigen. Beschaffungen sind nur ein Teil der Arbeit. Er muss die Sicherheitslage im Kreis im Blick haben, die Einsatzzahlen, die Jahr für Jahr steigen, die Tagbereitschaft der Feuerwehren und und und.

Leichter wurde all das über die Jahre nicht. Gab es nach der Wende im Kreis noch 102 Feuerwehren mit 2400 Einsatzkräften, so sind es heute noch 82 mit 1700 Kameradinnen und Kameraden. Viele strategische Gespräche drehen sich daher um die Frage, wie man Kräfte bündeln, über den Tellerrand hinausschauen kann. Ein Ansatz, der zunehmend Früchte trägt. So klappte die Zusammenarbeit verschiedener Wehren beim großen Waldbrand in Plaue reibungslos.

Rückt der Kreisbrandinspektor mit aus, dann zieht er in der Regel nicht die Einsatzleitung an sich, sondern unterstützt die Wehren vor Ort. Denn je mehr Kräfte benötigt werden, umso mehr muss im Hintergrund koordiniert werden. Viele Großereignisse sind Heiko Heß noch in Erinnerung: der umgekippte Teerlaster kurz nach der Wende in Schmiedefeld, etliche Hochwasser, Gefahrguteinsätze am Erfurter Kreuz, aber auch schwere Unfälle. Zuletzt war er beim Großbrand einer Tischlerei in Großbreitenbach.

Passieren kann jederzeit etwas, betont Heiko Heß. „Der Ilm-Kreis ist der Kreis mit dem größten Gefahrenpotenzial“, sagt er mit Blick auf Autobahnen, Industriegebiete und ICE-Trasse mit Tunneln und Brücken. Umso wichtiger sei es, dass die Wehren gut aufgestellt sind und die Kommunen ihre Pflichtaufgabe, die Kameraden gut auszustatten, auch wahrnehmen. Sein Nachfolger sieht das genauso. Weiße Flecken dürfen sich im Kreis nicht bilden.

Seit einem Monat arbeitet Heiko Heß nun Sebastian Arnold ein. Er stammt gebürtig aus Plaue, studierte später in Hamburg und Magdeburg, sammelte Praxiserfahrung bei verschiedenen Berufsfeuerwehren und arbeitete schließlich zweieinhalb Jahre lang an der Landesfeuerwehrschule in Sachsen-Anhalt. Dort bildete er unter anderem Führungskräfte aus.

Als die Stelle des Kreisbrandinspektors im Ilm-Kreis ausgeschrieben wurde, zögerte Sebastian Arnold nicht. Nicht nur der Rückkehr in die Heimat wegen. „Mich reizen auch die Aufgaben, die das Amt mit sich bringt“, gibt er zu.

Eines der wichtigsten Projekte, die er in den nächsten Monaten begleiten wird, ist die Ertüchtigung der Leistelle. Deren Mitarbeiter brauchen dringend mehr Platz und neue Technik. Aber auch jede Menge andere Projekte warten auf den jungen Mann. Herausforderungen, auf die er sich freut.