Jesuborn. Der Chausseewärter Alfred Pabst setzte sich im Jahr 1939 selbst ein Denkmal.Wasser gibt der Brunnen jedoch nur noch nach der Schneeschmelze im Frühjahr.

Auf den Tag genau vor 80 Jahren, am 30. Juli 1939, setzte der Chausseewärter Alfred Pabst den Schlussstein in die geschwungene Brunnenmauer aus weißen Quarzsteinbrocken vom Langen Berg. Mit seinem in Stein gemeißelten Namen schuf sich der im Ort ansässige Straßenwärter – er war für die Instandhaltung und Pflege der im Jahr 1839 neu gebauten Verbindungsstraße von Pennewitz nach Jesuborn zuständig – damit auch selbst ein Denkmal. Vermutlich nahm Pabst das 100. Jubiläum des Straßenneubaus zum Anlass, diesen Brunnen am Straßenrand zu bauen.

Der hinter Straße flach aufragende Leidenberg, der seit Jahrzehnten Schulberg heißt, war ein Quellgebiet mit zahlreichen Quellen und wasserführenden Gräben. Der Berg wurde später weitgehend trockengelegt, um die Fläche problemlos und großflächig für die Landwirtschaft nutzen zu können. Pabst fasste eine dieser Quellen, über eine Rohrstrecke leitete er das frische Quellwasser zum Laufbrunnen.

Ältere Jesuborner erinnern sich noch daran, dass dieser Brunnen, der als beliebtes Fotomotiv galt, ganzjährig floss. In jüngster Zeit gibt der Brunnen aber nur an wenigen Tagen im Frühjahr nach der Schneeschmelze noch Wasser her.

In seiner kurzen Jubiläumsrede ging Ortsbürgermeister und Heimatvereinsvorsitzender Michael Hartung auf die Entstehungsgeschichte des Brunnens ein. Dabei erinnerte er sich auch an die 60er Jahre, als in einer FDJ-Initiative der Brunnen wieder zum Laufen gebracht werden sollte. „Wir haben damals die Rohre von der Quelle bis zur Brunnenmauer ausgegraben und über Nacht liegenlassen. Am nächsten Tag waren die verschwunden. Baumaterial war seinerzeit ein rares und begehrtes Gut“, erzählte er und die Zuhörer schmunzelten. Dass der Brunnen eines nicht fernen Tages wieder laufen soll – auf welche Weise muss noch geklärt werden – ist von der Ilmenauer Stadtverwaltung den Jesubornern versprochen worden. Hartung zitierte Annerose Risch von der Stadtverwaltung, die ihm sagte: „In Ilmenau haben wir schon ganz andere und komplizierte Brunnen zum Laufen gebracht. Da sollte das in Jesuborn doch leicht gelingen.“

Historisches aus dem Ortsgeschehen wird in Jesuborn nicht vergessen und auf unterschiedliche Weise immer wieder in Erinnerung gebracht. Sich der eigenen Ortsgeschichte und der von den Vorfahren erbrachten Leistungen zu erinnern, fördert die dörfliche Gemeinschaft, die in Jesuborn auch bei den Jüngeren hoch im Kurs steht.

Und so nahmen fast 30 Leute, einschließlich einer Oehrenstöcker Delegation von Heimatfreunden, am 80- jährigen Brunnenjubiläum teil. Walter Wohletz und Kulturbundwanderfreunde hatten sich im Vorfeld inhaltlich um das Brunnengedenken gekümmert und eine Gedenktafel entworfen, die feierlich enthüllt wurde.

Als Alfred Pabst den Brunnen baute und dieser am 1.August 1939 mit einem Kinderfest eingeweiht wurde, gab es kaum Autoverkehr auf der Straße. Wer heutzutage am Brunnen stehen und schauen möchte, sollte vorzugsweise eine Warnweste tragen, denn im Minutentakt rollt dort der Schwerlast- und PKW- Verkehr mit hoher Fahrgeschwindigkeit vorüber.