Arnstadt. Schockanrufe, Whatsapp-Nachrichten, falsche Amtspersonen und Enkeltricks – Im Arnstädter Pop-Up-Store werden die Senioren gewarnt.
Das Telefon klingelt und am anderen Ende der Leitung bittet eine zarte Stimme um Hilfe. Es ist das vermeintliche Enkelkind, welches sich in einer angeblich schwierigen Situation befindet und dringend Geld braucht. Der Adressat ist der eigenen emotionalen Reaktion ausgesetzt, verfällt in Stress und Panik und übergibt das geforderte Geld – eine Kurzschlussreaktion. Um auf solche und ähnliche böse Tricks nicht reinzufallen, ist Kriminalhauptkommissar Marco Kormann im Arnstädter Pop-Up-Store zu Gast und klärt Seniorinnen und Senioren auf.
Im vergangenen Jahr hat das Landeskriminalamt Thüringen über 5300 Fälle registriert. Das sei ein Anstieg im Vergleich zum Vorjahr um 90 Prozent, sagt Kormann. Dabei betrage der wirtschaftliche Schaden etwa 4,5 Millionen Euro. Der Kriminalhauptkommissar betont, dass es nur die Fälle seien, die registriert worden sind, die Dunkelziffer sei wahrscheinlich höher. Die Betrüger setzen sowohl auf Schockanrufe, Whatsapp-Nachrichten, falsche Amtspersonen als auch auf den Enkeltrick. Kormann erklärt, dass mit der Angst und Panik der Menschen gespielt wird. Es werde ein Horrorszenario aufgemacht und den Angerufenen keinerlei Chance gelassen, daraus zu kommen. Sie seien in Sorge um ihre Lieben und würden entsprechend handeln. Erst im Nachhinein, wenn sie Zeit zum Nachdenken gehabt haben und der Körper wieder Ruhe findet, würde die Erkenntnis kommen, dass sie auf Betrüger reingefallen seien, so der Kriminalhauptkommissar.
Die Betrüger arbeiten sich nach Kreisen ab, so Kormann. Sie würden sich zwischen drei bis fünf Tagen in einem Bereich aufhalten, dort anrufen und gegebenenfalls das Geld über Dritte einsammeln lassen. Der Kriminalhauptkommissar warnt eindringlich vor solchen Anrufen und Nachrichten. Gleichzeitig will er aber keine Panik verbreiten, sondern lediglich sensibilisieren und aufmerksam machen. „Wenn solche Anrufe und Nachrichten eingehen, dann erstmal abwarten und misstrauisch sein“, betont Kormann. Wichtig sei auch, keine Informationen über die familiäre und finanzielle Situation preiszugeben. Bei Anrufern, die sich als Verwandte ausgeben, könne nach persönlichen Dingen gefragt werden, die nur dieses Familienmitglied wissen kann. Ratsam sei auch, ein Familienmitglied, Nachbarn oder eine Bezugsperson über den Anruf zu informieren. Die Polizei appelliert, fremden Personen niemals Geld oder Schmuck auszuhändigen und wenn ein Anruf komisch erscheint, unverzüglich die Polizei unter 110 anrufen.
Nicole May, Beauftrage für Seniorenarbeit im Ilm-Kreis, organisiert seit März vergangenen Jahres monatlich diese Informationstage für die älteren Menschen. Sie betont, wie wichtig gerade in diesem Bereich die Prävention sei. Denn wenn einmal eine Art Automatismus bei den Senioren verankert ist, wissen sie, wie sie auch in solchen stressigen Situation reagieren müssen. Durch weitere Gespräche, auch mit den Angehörigen, können die Senioren begleitet werden. Und wenn dann das Telefonat klingt, sind sie gewappnet.
Der nächste Informationsnachmittag ist am Donnerstag, 1. Juni, 14 Uhr, in Möhrenbach.