Ilmenau. Ahmad Omira kurz vor Abschluss seines Studiums in Ilmenau. Der 28-Jährige vermisst seine Heimat.

Fünf Jahre ist die sogenannte Flüchtlingskrise her. Die Zahl der Asylbewerber verdoppelte sich im Jahr 2015. 1000 Geflüchtete wurden damals allein dem Ilm-Kreis zugewiesen, so viele wie noch nie. Dem berühmten Satz „Wir schaffen das“ wollten viele keinen Glauben schenken. Befürchtungen und Ängste gab es, Fremdenfeindlichkeit. Was ist aus den Menschen geworden, die damals zu uns kamen?

„Ich vermisse Damaskus sehr“, sagt Ahmad Omira. „Aber ich glaube nicht, dass ich in Syrien meine Lebensziele verwirklichen kann“, so der 28-Jährige, der derzeit in Ilmenau studiert. Irgendwie kann auf der ganzen Welt Heimat sein, sagt er und betont, dass er sich in Deutschland wohl fühlt. „Ich habe in Ilmenau durch das Studium viele Freunde gefunden.“

Zu seinen Hobbys gehört auch Eislaufen

Omira studiert Biomedizinische Technik an der Technischen Universität (TU) und steht kurz vor seinem Bachelor. Danach will er den Master machen. Er kann sich vorstellen, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Neben dem Studium arbeitet er bei einem Fraunhofer-Institut als Hilfswissenschaftler, um finanziell besser über die Runden zu kommen. In seiner Freizeit geht Omira einmal in der Woche zum Klavierunterricht an der Musikschule und überlegt, vielleicht auch noch Gitarre zu lernen. Ins Fitness-Studio geht er gern, ebenso zum Inline-Skating. Skifahren und Eislaufen machen ihm ebenso Spaß. Der junge Syrer engagiert sich bei der Initiative Solidarische Welt Ilmenau (Iswi) und möchte ein Dialogzentrum aufbauen.

Obwohl er aus einer Millionen-Metropole stammt, findet er Ilmenau zum Studieren ideal. Er schätzt die besondere Betreuung, die es für ausländische Studenten gibt. Zudem hat Ilmenau einen höheren Anteil ausländischer Studenten, als manch andere Universität. Zum Gesprächstermin kommt Omira mit einem Pullover, auf dem vorn groß Werbung für die TU Ilmenau aufgedruckt ist.

Den Weg nach Deutschland trat er noch mit einem Visum zum Studieren an. Den Status als Flüchtling beantragte er später, als das Visum nicht mehr verlängert wurde und sich die Zustände in der Heimat wegen des Bürgerkrieges verschlimmerten. „Studieren war damals in Damaskus nicht mehr möglich gewesen", sagt Omira. Stattdessen wurden junge Männer für das Militär verpflichtet.

Hochschulranking gibt Ausschlagzur Wahl des Studienortes

Die zweijährigen Deutschkurse an Privatschulen finanzierte er sich selbst, anfangs mit Unterstützung der Eltern. Später gehörten Nebenjobs zum Alltag. Er erinnert sich, als Sicherheitsposten oder an der Kasse eines Fisch-Schnellrestaurants gearbeitet zu haben. Dass die Sprache sehr wichtig ist, war ihm, der neben Arabisch auch Englisch spricht, bewusst. Inzwischen vergisst man im Gespräch, dass Deutsch nicht seine Muttersprache ist. „Mir haben meine Freunde viel geholfen. Ich hatte sie gebeten, mir zu sagen, wenn ich etwas nicht richtig spreche“, so Omira.

Sein Weg führte über Saudi-Arabien, Bonn und Dortmund. Ausschlaggebend für die Wahl des Studienortes war ein Hochschulranking, in dem Ilmenau gut abgeschnitten hatte. Er wohnt in einer Einraumwohnung. Nicht allein, wie er sagt, sondern mit Katze.