Arnstadt. Arnstadts Naherholungsgebiet, die Alteburg, bietet für Familien ebenso Abwechslung wie für Läufer oder Radfahrer.
Sommerhitze hat sich über Arnstadt ausgebreitet. Doch schläft die Stadt nicht. Tausende Gäste sind zum Stadtfest gekommen. Musik an jeder Ecke, Trubel, Lärm. Wer dem entkommen möchte, hat es nicht weit: Oberhalb der Stadt erstreckt sich ein wunderschönes Naherholungsgebiet.
Am einfachsten ist die Alteburg im Auto über den Fuhrmannsweg erreichbar. Oben angekommen, gibt es einige Parkplätze. Nicht nur der Claus-Eichel-Rundwanderweg, der 1992 als erster behindertenfreundlicher Wanderweg der Region eingeweiht wurde, beginnt hier. Auch diverse Lauf- und Mountainbikestrecken nehmen hier ihren Anfang und sind auch gut ausgeschildert.
Wir wählen den Claus-Eichel-Weg, der zu spannenden Aussichtspunkten führt. Zunächst geht es zum Schneckchen, das sich spiralförmig in die Höhe schraubt und den Blick unter anderem auf die Fasanerie freigibt. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts lockt es Erholungssuchende an. Familien finden entlang des Wegs immer wieder Tafeln, die erklären, was hier einst stand. Weinberge etwa zogen sich die Steilhänge zur Plaueschen Straße hinunter. Sehbehinderte können die Erklärungen in Brailleschrift ertasten. Und Kinder lernen an der Holzorgel, welche Baumarten im Stadtwald stehen.
Auf halber Strecke zwischen dem Schneckchen und dem Kreuzchen, dem zweiten Aussichtspunkt, steht eine Bank. Wer hier nach links zur zweiten Bank abbiegt und dahinter den schmalen, kaum wahrnehmbaren Pfad bergab findet, kommt nach einigen hundert Metern zu einem der beliebtesten Fotomotive der Arnstädter Hobbylichtbildner, der Wincklerschen Gruft. Der Fabrikant Alexander Winckler ließ das Bauwerk im klassizistischen Stil 1915 errichten. Leider ist die Gruft dem Verfall preisgegeben. Wer sie besucht, sollte daher Vorsicht walten lassen. Der Weg dorthin ist steil und von Laub übersäht, die Gruft in Teilen einsturzgefährdet. Dennoch lohnt der Abstecher. Allerdings sollte man besser das Handy-Navi griffbereit haben, denn ausgeschildert ist die Gruft nicht.
Zurück auf dem Eichel-Weg geht es zum Kreuzchen. Dieser Aussichtsturm wurde 1886 gebaut und Anfang Oktober 1989 von Angehörigen der Sowjetarmee gesprengt. Lange blieben die Trümmer des Kreuzchens aber nicht liegen. 1991 begann der Wiederaufbau.
Von hier aus geht es bequem weiter auf breiten Wegen durch den Stadtwald. Über Maempels Höhe führt die Strecke zurück in Richtung Alteburg. Diese Tour ist auch mit kleineren Kindern gut zu bewältigen.
Berühmter Jungfernsprung ohne erklärendes Schild
Wer mag, biegt kurz vor der Alteburg nach links zum Königsstuhl ab. Hier bietet sich ein schöner Blick auf die Stadt. Wer sportliche Herausforderungen liebt, wählt nun den Pfad in Richtung Jonastal. Streckenweise geht es sehr steil und über Geröll nach unten. Vorsicht ist geboten. Im Tal angekommen, biegt man nach links ab und sucht sich einen Weg über den kleinen Fluss, die Wilde Weiße, und die dahinterliegende Wiese. Wird das Gras wieder höher, ist ein Pfad erkennbar, der den Berg hochführt zu Arnstadts berühmter Muschelkalkwand, dem 70 Meter hohen Jungfernsprung. Der Sage nach sprang eine von einem Ritter verfolgte Jungfrau die Steilwand hinab. Dank ihres weiten Gewandes kam sie sicher unten an. Der ungestüme Ritter mit seinem Pferd aber zerschellte am Boden.
Obwohl der Jungfernsprung so berühmt ist, fehlt hier seit Jahren das erklärende Schild. Wer nicht weiß, wo er ist, erfährt es auch nicht.
Von hier aus kann man auch die etwa zwei Kilometer entfernte Böhlershöhle ansteuern. Schilder sind vorhanden, aber spärlich. Kurz vorm Ziel hören sie ganz auf. Auch hier ist also ein Navi erforderlich. Zudem sollte der Weg nicht mit kleinen Kindern gegangen werden, weil es ohne Sicherung am Steilhang entlang geht. Die Böhlershöhle beherbergte der Sage nach die Böhlersmännchen. Zwerge, die Gutes im Schilde führten, mitunter aber auch Unfug.
Vom Jungfernsprung führt ein Pfad zum Schönbrunn. Am Verbandswasserwerk läuft man über eine Fußgängerbrücke in den Berggartenweg, an dessen Ende biegt man nach rechts ab, bis man den Neutorturm erreicht. Linkerhand geht es in die Stadt. Wir nehmen aber den Steilhang, der rechts zurück zur Alteburg führt. Die Stärkung im Berggasthof ist nun wohlverdient. Wer noch Kraft in den Beinen hat, kann gerne den Alteburgturm erklimmen. Der Eintritt ist kostenfrei, der Schlüssel wird vom Wirt gegen einen Pfand ausgehändigt.
Eckdaten zur Tour rund um die Alteburg zum Jungfernsprung
Start und Zielder Tour ist der kleine Parkplatz auf der Alteburg. Im Navi sollte man den Fuhrmannsweg eingeben und diesen bis zum Parkplatz hochfahren.
Länge: 7,5 Kilometer
Höhenunterschied:150 Meter geht es bergauf, 170 Meter bergab. Zum Teil müssen sehr steile Anstiege bewältigt werden.
Schwierigkeitsgrad: Die Rundwanderung auf dem Plateau ist behindertenfreundlich und auch von Gehbehinderten mit Assistenz zu bewältigen. Die Abstecher jedoch und der Abstieg ins Jonastal haben es in sich.
Wegbeschaffenheit: Auf dem Plateau der Alteburg geht es über teils sehr ebene Waldwege. Die abschüssigen Strecken sind jedoch nur mit geeignetem Schuhwerk zu bewältigen. Laub und Geröll bergen Rutschgefahr, mitunter ist auch Schwindelfreiheit erforderlich. Diese Passagen sollten zudem nicht mit kleinen Kindern begangen werden. Im Bereich Wincklersche Gruft ist Vorsicht geboten, Teile des Gebäudes sind bereits eingestürzt.
Ausschilderung: Auf dem Alteburgplateau gibt es eine durchgängige, sehr gute Ausschilderung. In Richtung Jungfernsprung indes ist in Sachen Schilder viel Luft nach oben. Manches Ziel, etwa die Böhlershöhle, lässt sich nur mit dem Navi finden, weil die Beschilderung auf der Strecke aufhört. Auch die Wincklersche Gruft ist nicht ausgeschildert.
Anbindung: Die Alteburg ist am besten im eigenen Auto zu erreichen, man kann aber auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren und dann zu Fuß gehen.
Sehenswertes an der Strecke: Entlang der Strecke gibt es viele interessante Ausblicke und Erklärungen zur Historie der Orte. Der Alteburgturm kann, wenn die Gaststätte geöffnet hat, erklommen werden.
Möglichkeiten zur Einkehr: Am Alteburgturm gibt es ein Berggasthaus, das mittwochs bis freitags 10 bis 18 Uhr und wochenends ab 11 Uhr öffnet.
Wer die Tour verlängern oder variieren möchte, kann die Wincklersche Gruft oder die Böhlershöhle besuchen.
