Kerstin Fischer knöpfte sich den Schreibtisch vor

Wenn sich das Papier in den Himmel türmt, die Zahl der leer geschriebenen Stifte die Zahl der schreibenden Exemplare übersteigt und der Platz langsam knapp wird, dann hilft alles nichts. Dann muss man seinen inneren Schweinehund überwinden und auf dem Schreibtisch mal klar Schiff machen.

Der Papierberg ist mittlerweile auf Null geschrumpft. Tagelang hat der Schredder geschnurpselt. Ständig forderte er Pausen ein, weil er heiß geworden war. Sicher wäre alles viel einfacher gegangen. Aber in Zeiten des geregelten Datenschutzes traut man sich ja nicht mal mehr eine flüchtig auf einem Zettel notierte Telefonnummer in den Müll zu werfen.

Nun ist das Werk aber vollbracht. Neben Tonnen von Schreddermaterial kamen aber auch viele Erinnerungen zusammen: Prosepkte, Konzepte, Festschriften zu diversen Anlässen, die man irgendwo mal bekommen hat. Auch eine Karte vom „Überschwemmungsgebiet“ Heldrungen fand ich wieder. Und den Flyer vom Bade- und Freizeitsportverein Oberheldrungen-Harras, mit dem er um Stimmen für die Erhaltung des Freibades wirbt. Jahre später sieht man dann, was am Ende daraus geworden ist. Vieles wendet sich eben auch zum Guten. Aber manches möchte man einfach auch nur ganz schnell vergessen.

Wie derzeit zum Beispiel die Corona-Krise.