Ingolf Gläser über ein Erlebnis und mögliche Schlussfolgerungen

Es ist am Abend. Nicht mal so spät. Nicht mal in der Nacht. Aber es ist dunkel. Ich bin mit dem Auto unterwegs. Im halben Kegel der Scheinwerfer ist an einem Haus zu sehen, wie sich etwas an der Hauswand nach oben bewegt. Es sieht aus wie ein Mensch. Nicht groß. Er bewegt sich langsam und gleichmäßig. Da ist im Bruchteil einer Sekunde ein Strick zu sehen. An ihm hangelt die Gestalt nach oben.

Einbrecher. Diebe. Verbrecher. Alarm. Polizei. Polizei! Man hört und lies ja so vieles über Einbrüche, Enkeltrick, Diebe, Betrüger, Gauner. Deren Maschen immer ideenreicher werden. Die längst nicht nur im Dunkeln agieren, sondern am helllichten Tag ihr Unwesen treiben. Und dabei immer dreister und brutaler werden.

Diese menschliche Gestalt, die sich da in der Dunkelheit an einer Hausfassade langsam in Richtung oberes Stockwerk bewegt, trägt einen roten Mantel. Ein Dieb. Getarnt als Weihnachtsmann. Fehlalarm. War ja klar. Es ist eine Dekoration. Es ist eine Weihnachtsmannfigur, die man an so manchen Häusern in der Adventszeit hängen oder sich bewegend sieht. Kein Einbrecher. Alles gut. Hätte aber sein können. Vielleicht häufen sich irgendwann Fehlalarme bei der Polizei. Und eine Ordnungsbehörde kommt auf die Idee, dass solche Deko-Weihnachtsmänner Meldepflichtig sind.