Friedemann Mertin über die Wirkung des Englischen

Gibt’s etwas langweiligeres als Zähneputzen? Diese Kolumne heißt Guten Morgen, also sind solche Fragen erlaubt. Ich persönlich brauche dabei Lektüre, zur Not tut’s auch die Rückseite eines Haarwaschmittels. Ist Ihnen aufgefallen, dass auf Kosmetikprodukten kaum noch ein deutsches Wort steht? Da gibt’s das Color-Shine-Shampoo mit Power-Berry-Komplex oder jenes Produkt mit dem Smooth-and-Sleek-Versprechen.

Das Englische ist aber nicht auf das Badezimmer beschränkt. Auf unserer Redaktions-Kaffeemaschine steht nirgendwo das Wort Kaffeemaschine. Es ist eine „Look-Therm“ mit „Aromaselector“ von mild bis intense. Überflüssiges Papier landet nicht etwa im Reißwolf sondern wird dem „Shredstar X5“ zum Fraß vorgeworfen – übrigens mit Anzeige für „Overheat“ und „Overload“.

Auch auf den Straßen im Unstrut-Hainich-Kreis sind allerlei englische Unwesen unterwegs. Durch Bad Langensalza fährt der „Cityfant 6000“. Mein Großvater hätte dazu Kehrmaschine gesagt. Aber immerhin: Das Gefährt hat einen Rüssel. Die „Citycat 2020“ in Mühlhausen – ebenfalls eine Kehrmaschine, aber deutlich kleiner – hat indes mit einer Katze nur wenig gemein.

Merke: Der Lässigkeitsfaktor lässt sich steigern, wenn zum Englischen noch Zahlen kommen. Vielleicht könnte dieses Schema auch auf den nächsten Orkan angewendet werden. Die Warnungen vor „Sabine“ wirkten unfreiwillig komisch. Wenn aber der „Destruction Master 3000“ Kurs auf den Hainich nimmt, klingt das ganz anders.