Landkreis. Direktkandidaten im Porträt (11): Alexander Kappe möchte für die FDP nach Erfurt. Der Bad Langensalzaer hält sich mit Wahl-Versprechen zurück.

„Tierärzte sind wie Schweizer Taschenmesser“, sagt Alexander Kappe. Er ist selbst Veterinärmediziner und Direktkandidat der FDP im Wahlkreis 9 rund um Bad Langensalza. Tierärzte arbeiten im diagnostischen Bereich in Praxen, draußen im Land oder im Labor im Thüringer Landesamt für Verbraucherschutz – so wie Alexander Kappe in Bad Langensalza seit zehn Jahren. Diese universelle Verwendung stimmt ihn zuversichtlich, auch in der Politik etwas bewegen zu können.

Dort brauche es mehr Quereinsteiger, ist der 45-Jährige überzeugt. Jene Menschen, die aus freien Berufen kommen und nicht seit Jahrzehnten im Politikbetrieb unterwegs sind. „Ich bin zwar immer Tierarzt im Labor gewesen. Bei genauerer Betrachtung waren es unterschiedliche Bereiche. Das fing mit der Betreuung von Doktoranden an der Universität an und hört auf als Fachbereichs- oder Dezernatsleiter. Es ist eine lebensnahe Arbeit, die Handwerk und Akademisches gleichzeitig abfordert“, sagt er. Die Auseinandersetzung mit neuen Themen, die sich während seiner Kandidatur und der Arbeit im Kreistag zwangsläufig ergebe, empfinde er nicht als Mehrbelastung.

Mit E-Gitarre im schalldichten Keller

Alexander Kappe ist in Wipperfürth, Nordrhein-Westfalen, geboren und aufgewachsen. Er studierte Veterinärmedizin in Leipzig, wo er auch promovierte. 2009 zog er mit seiner Partnerin und seinen zwei Kindern nach Bad Langensalza. 2013 trat er erstmals öffentlich in Erscheinung. Als Elternsprecher engagierte er sich in der Debatte um die Höhe der Kindergarten-Gebühren. Es gab eine Demonstration, Treffen mit Stadträten und Gespräche im Rathaus.

„Der Umzug war sozusagen der Anfang meiner Heimwerdung. Wir sind hier sesshaft geworden. Da hat man eine ganz andere Motivation, sich zu engagieren, gerade mit Kindern“, sagt Alexander Kappe. Elternabende würden häufig nach dem Schema „Alle fordern – keiner liefert“ ablaufen. Also brachte er sich ein und tut das bis heute. Seit 2018 ist er Kreisvorsitzender der FDP, seit diesem Jahr Kreistagsmitglied.

Zur Landtagswahl füge er sich in das Programm und das Schlagwort der Landes-FDP ein: „Hallo Übermorgen“. Nach der Wende seien Strukturen entstanden, die sich gefestigt hätten. Diese seien nicht von heute auf morgen zu ändern, daher würden die Liberalen das auch nicht versprechen.

Auch mit konkreten Zusagen in Bezug auf die Region wolle er sich im Gegensatz zu seinen Mitbewerbern zurückhalten. „Andere fordern den Erhalt der hiesigen Schulstandorte oder mehr ÖPNV. Das sind Wahlfloskeln. Damit gewinnen wir keine Blumentöpfe. Wir reden den Menschen nicht nach dem Munde. Jeder weiß doch, wenn nicht richtig viel Geld vom Land fließt, wird das nichts“, sagt er.

Auf seine Chancen am Wahltag angesprochen räumt Alexander Kappe ein, dass die FDP im Unstrut-Hainich-Kreis „nicht massentauglich“ sei. „Unser Ziel muss es sein, dass es die FDP überhaupt in den Landtag schafft. Wir brauchen im Gesamtspektrum eine liberale Partei“, ist er überzeugt. Dafür werbe er mit aller Kraft.

Wenn er nicht gerade an Wahlständen oder im Labor steht, spielt er E-Gitarre in seinem Keller mit Dreifachverglasung. „Mein anderes Hobby, Windsurfen, ist eingeschlafen, weil hier in der Umgebung schlecht umsetzbar. Dafür gehe ich angeln und mache derzeit einen Jagdschein.“

Die Kandidaten im Wahlkreis 9:

Jane Croll (CDU), Wellness- und Spamanagerin, aus Bad Langensalza

Cordula Eger (Linke), Diplom-Juristin, Herbsleben

Jörg Klupak (SPD), Gärtner, Bad Tennstedt

Lars Schütze (AfD), Polizist, Haussömmern

Judith Keidel (Grüne), Tierärztin, Bad Langensalza

Alexander Kappe (FDP), Tierarzt, Bad Langensalza

Edeltraud König (Internationalistisches Bündnis), Lehrerin, Eisenach

Zum Wahlkreis 9 gehören Bad Langensalza, die VG Bad Tennstedt und Schlotheim, Großvargula, Herbsleben, Kammerforst, Mühlhausens Ortsteile Bollstedt, Grabe, Höngeda und Seebach, Oppershausen, Schönstedt, Unstrut-Hainich und die Vogtei.