Bruchstedt. Der Verein, der sich spätestens im August gründen will, wirbt auf allen Ebenen für das Areal

Bruchstedt feiert an diesem Wochenende das 69. Aufbaufest. Mit dem Fest erinnert die Gemeinde an eine einmalige Hilfsaktion. Der Ort war 1950 nach der Hochwasserkatastrophe in 50 Tagen wieder aufgebaut worden. Acht Menschen wurden Opfer der Sturzflut des Fernebachs, die ein Unwetter ausgelöst hatte.

Als Vermächtnis ist der Gemeinde Bruchstedt auch das Erosionsgebiet geblieben. 1954 wurde das Hanggelände, von wo das Wasser bei der Katastrophe ungebremst kam, als Hochwasserschutz angelegt. Nachdem es in den 1980er-Jahren in Vergessenheit geraten war, will das Naturdenkmal ein Förderverein herrichten. Spätestens im August soll er gegründet werden.

Rund 400.000 Euro sind nötig, um das Gebiet wiederherzustellen. Die Schätzung stammt allerdings aus dem Jahr 2014. Der Gartenbauingenieur Olaf Bellstedt und Vize-Bürgermeister Walter Montag (Bürgerinitiative Bruchstedt), die zu den künftigen Vereinsgründern gehören, rechnen daher mit höheren Kosten. Denn das Areal ist stark verwildert. Vier Bundesfreiwillige haben zuletzt nur einen Teil des Wildwuchses entfernen können. Derzeit sucht die Gemeinde wieder Bundesfreiwillige, um die Arbeiten fortzuführen. Doch bisher gibt es keine Bewerber.

Um das Bewusstsein für die Musteranlage mit naturhistorischer Dimension zu wecken, versuchen Bellstedt und Montag inzwischen auf allen Ebenen zu trommeln. Auch beim jetzigen Besuch des SPD-Bundestagsabgeordneten Carsten Träger aus dem bayrischen Fürth, der von den Sozialdemokraten des Unstrut-Hainich-Kreises eingeladen worden war.

„Das Erosionsgebiet gibt es kein zweites Mal“, erklärte Bellstedt dem Bundestagsabgeordneten. Daher müsse man allen klarmachen, welchen Wert das Erosionsgebiet habe.

Die Anlage sei sehr progressiv gedacht. Rund 2500 Obstbäume gab es einst auf dem Areal, die auch der Versorgung der Bevölkerung dienten. „Die Erbauer wussten schon 1950, dass sich das Klima ändert“, informierten Bellstedt und Montag. Denn Grundlage für die Anlage war ein Klimagutachten. Gepflanzt wurden auf Bruchstedts Flurgebiet Bäume, die mit wenig Wasser auskommen. Jedoch waren auch Gräben angelegt, die dafür sorgen, dass das Regenwasser nicht gleich versickert. „Das ist Gartenkunst vom allerfeinsten“, schwärmte Bellstedt.

Carsten Träger war nach der Führung begeistert und hält es für möglich, dass Bruchstedt Fördermittel aus Bundesprogrammen bekommt. Er genoss auch die Rundreise durch den Kreis: „Es ist schön, wenn man vor Ort sieht, was Politik bewirken kann.“