Eigenrieden. 150-Jähriges wird mit Umzug und Volksfest gefeiert. Schwarz-weiß-Film aus den 1950er-Jahren ist ein besonderes Zeitdokument.

„Unser Schützenverein ist ein ziemlich alter Mann. Aber unsere Mitglieder sind topfit“, sagte Jens Hühn am Sonntag unter dem Beifall der Eigenrieder. Der Vorsitzende des Schützenvereins Eigenrieden 1869 hatte zu diesem Zeitpunkt nicht so viel getrunken, wie der eine oder andere Schützenbruder, aber für seine Verhältnisse nach eigener Aussage ziemlich viel geredet. Immerhin galt es, die Einheimischen und Gäste durch ein dreitägiges Fest zu führen.

Was am Freitagabend mit einem Festakt begann, am Samstag mit einem Preisschießen, einem bunten Nachmittag und einem Tanzabend fortgesetzt wurde, fand seinen Höhepunkt bei einem Umzug durchs Dorf am Sonntagnachmittag.

Neun Schützenvereine aus der Region zogen gemeinsam mit den Thüringer Kirmesmusikanten durch den Ort. Vorneweg liefen Kinder aus dem Dorf mit Blumenstücken, gefolgt von Jugendlichen mit grünen Gebinden und der handbemalten Königsscheibe.

Die handbemalte Königsscheibe.
Die handbemalte Königsscheibe. © Friedemann Mertin

Die Blumenstöcke haben beim Schützenumzug in Eigenrieden Tradition, berichtet Jens Hühn. „Das war schon zu meiner Kindheit so. Wenn die Schützen marschierten, waren wir dabei. Es bedeutet mir viel, dass die Eltern und Kinder das mitgemacht haben und diesen Brauch weiter pflegen.“

Jens Hühn betonte im Gespräch mit unserer Zeitung, dass ohne die Hilfe der anderen Vereine, der Eigenrieder Bevölkerung und der Schützen selbst, die Organisation des Festes nicht machbar gewesen wäre.

Unterstützung in geschichtlicher Hinsicht sei vom Historiker Rolf Luhn gekommen, der Dokumente aus früheren Tagen recherchierte. So gebe es ein altes Kassenbuch des Vereins, das bis 1943 durchgehend geführt worden sei. Noch greifbarer werde die Vergangenheit anhand eines Films aus dem Jahr 1959 vom 90-jährigen Jubiläums der Schützen. Die Super-8-Aufnahme in schwarz-weiß zeige einen Festumzug, das Kinderfest und den Schützenkönig – genauso wie es heute noch gelebt werde.

Ein lebendes Beispiel der Schützentradition sei Horst Leifheit, mit über 80 Jahren das älteste Mitglied des Vereins. Seit 1957 ist er dabei, berichtet Jens Hühn. Am Wochenende wurde Horst Leifheit zum Ehrenmitglied ernannt.

Offiziell wurde der Verein bereits am 30. Juni 150 Jahre alt. Um sich nicht mit den Feiern anderer Schützen zu überschneiden, sei das zweite Juli-Wochenende festgelegt worden.