Tottleben. 28 Jahre war Steffen Mörstedt Bürgermeister in Tottleben. Er hinterlässt viele Spuren in der 130-Einwohner-Gemeinde.
Große Fußstapfen hat Steffen Mörstedt in seiner 28-jährigen Amtszeit als Bürgermeister in Tottleben hinterlassen. Alles, was möglich war, wurde geschafft, sagt der 1,85-Meter-Mann. Beim neuen Ortschef Jens Scheidig (parteilos) sieht er die Gemeinde in guten Händen.
1994 wurde Mörstedt (parteilos) der erste ehrenamtliche Bürgermeister in Tottleben. Davor war der Posten hauptamtlich. Er kandidierte, weil sich niemand zur Wahl stellen wollte. Doch dann hatte er mit Friedhelm Wetzel plötzlich einen Gegenkandidaten. Mörstedt gewann, Wetzel wurde sein Stellvertreter.
Steffen Mörstedt wurde damals mit 22 Jahren der jüngste Bürgermeister im jungen Unstrut-Hainich-Kreis, der am 1. Juli 1994 erst entstanden war. Mit dem Ausbau der Niederhofstraße, stand er gleich zu Beginn seiner Amtszeit vor Problemen. Zu der Zeit mussten noch Straßenausbaubeiträge erhoben werden. „Das hat mich so manches graue Haar gekostet“, sagt der 50-Jährige. Weil die Straße als Ortsdurchfahrt deklariert werden konnte, wurden nur 60 Prozent fällig. „Trotzdem hat das viele hart getroffen, manche haben mehr als 20.000 D-Mark bezahlt.“
Die ganzen Jahre über hatte Tottleben wenig Geld. „Wir mussten es gut einsetzen.“ Dass Stück für Stück investiert werden konnte, sei aber auch dem Zusammenhalt im Ort geschuldet. So packten zum Beispiel 1995 beim Bau des Feuerwehr-Gerätehauses die Vereine mit an. Auch Friedhof oder Trauerhallen-Dach wurden mit Eigenleistungen saniert. Zuletzt baute der Dorfclub in die neue Feier-Scheune an der Buswendeschleife eine Bar ein. „Wir alle haben für die Gemeinde gemeinsam viel geschaffen“, freut sich Mörstedt.
Brand der Kegelbahn findet letztlich ein gutes Ende
Dass die Gemeinde nun eine Feier-Scheune hat, bezeichnet der Ex-Bürgermeister jetzt im Rückblick als „glücklichen Umstand“. Denn 2018 brannte die Kegelbahn ab, wo auch der Jugendclub ein Zimmer hatte. Mit Fördermitteln aus dem Dorferneuerungsprogramm, in das Tottleben mit den Seltenrain-Orten kam, wurde an dem Platz ein Mehrzweckgebäude gebaut, das bei Dorffesten genutzt wird und der Jugendclub kam dort unter.
„Früher war vieles einfacher“, meint Mörstedt mit Blick auf die Bürokratie, die komplizierter und aufwändiger geworden ist. Er meint, die Politik müsse das Prozedere erleichtern.
Drei Windräder haben bisher Geld in die Kasse der 130-Einwohner-Gemeinde gespült. Seit vielen Jahren kämpft Tottleben um zwei weitere. „Die Einnahmen hätten vieles erleichtert und uns weitergebracht“, so Mörstedt.
Vor kurzem wurde ihm vom Gemeinderat nochmals für seine Verdienste als Bürgermeister gedankt. Die offizielle Amtsübergabe war bereits im Juli. Der 50-Jährige ist froh, dass sich mit dem neuen Bürgermeister jemand fand, der Tottlebens Weg weiterführt. „Es muss neuer Schwung in die Gemeinde – und neue Ideen“, so Mörstedt.
Viel ruhiger wird sein Leben nicht. Er ist bei der Feuerwehr, im Alpaka-Verein, Mitglied im Dorfclub und Ortsbrandmeister der VG Bad Tennstedt.