Mühlhausen. Das Mühlhäuser Bildungszentrum macht eine Brachfläche urbar und lädt Kinder und Touristen ein. Das Areal am Görmaschen Wehr soll aufgewertet werden.

Bis vor einem Dreiviertel Jahr noch war er eine ziemliche Rumpel-Ecke, der verlassene Kleingarten direkt am Unstrut-Wehr bei Görmar. Hier übernahm die Natur die Kontrolle. Zwischen Bäumen und Sträuchern gab es kaum ein Durchkommen. Allerdings türmte sich nach und nach auch jede Menge achtlos entsorgter Unrat auf.

Nun sind hier, auf einem Gelände der Stadt, saubere Wege und gepflegte Beete entstanden. Hier wachsen Erdbeeren, Tomaten, Zucchini, Kartoffeln, Bohnen und Kohlrabi, also alles, was das Gärtnerherz höher schlagen lässt. In der Mitte steht ein Wohnwagen, der mit seinen bunten Graffitis einen bunten Farbtupfer zwischen all dem Grün setzt. Man kommt auf den Gedanken, jeden Moment käme Peter Lustig um die Ecke, der Erkläronkel mit der Latzhose aus „Löwenzahn“.

Ein bisschen soll auch das Nutzungskonzept des Gartens so sein, wie die bekannte Fernsehserie vorgibt. Hier sollen Kinder Spaß haben an und in der Natur. Sie sollen entdecken, wie Pflanzen wachsen und wo Obst und Gemüse her kommen, dass sie nicht im Supermarktregal wachsen. Und sie können selbst mit Hand anlegen in dem neuen Schau- und Mitmachgarten.

Dass die Fläche überhaupt urbar gemacht werden konnte, ist den fleißigen Händen der Menschen zu verdanken, die knapp acht Monate lang, seit September 2018, containerweise Unrat aus dem Garten geräumt und wucherndes Grünzeug entfernt hatten. Zehn langzeitarbeitslose Frauen und Männer waren das, denen das Bildungszentrum Handel / Gewerbe / Freie Berufe diese Arbeitsgelegenheit anbot, finanziert vom hiesigen Jobcenter.

„Wir wollten ein Projekt finden, das auch langfristig sinnvoll ist“, erklärt Teamleiterin Sabine Trautmann, „und etwas, das die Teilnehmer draußen mit ihren Händen machen können.“ So hatte sie sich im Sommer 2018 gleich mehrere Gärten gemeinsam mit dem Liegenschaftsamt der Stadt angesehen. Die Wahl fiel auf den in Görmar. „Gut erreichbar, nicht so nah am Wohngebiet und mit viel Potenzial“, sagt Sabine Trautmann.

Einziges Manko: Es gibt keinen Strom und keinen Wasserhahn. Gegossen wird deshalb mit dem Wasser aus der Unstrut. „Aber die Leute sind so motiviert, das ist kein Problem“, sagt Gärtnermeisterin Andrea Knöpfel, die das Projekt leitet. Das geht nun mit zwölf Teilnehmern in die zweite Runde, erklärte Anja Schöwe-Wipprecht vom Jobcenter. Die Beete müssen gepflegt und Termine für die Kindergruppen organisiert werden.

Nachdem das Gartenprojekt so erfolgreich angelaufen ist, möchte man beim Bildungszentrum jetzt auch das Nachbargrundstück einbeziehen – ebenfalls ein verwilderter Garten im Besitz der Stadt. Hier stellt sich Udo Bidler vom Vorstand des Bildungszentrums einen Spielbereich zwischen Bäumen vor. Von der Stadt gab es dafür bereits grünes Licht, denn damit verschwinde ein eher unansehnlicher Bereich und das gesamte Areal könne aufgewertet werden, sagte Oberbürgermeister Johannes Bruns (SPD) bei einem Besuch.

Kindergärten können sich für Besuch anmelden

Das Görmarsche Wehr ist immer wieder Treffpunkt von einigen Jugendlichen, die auch einen Anteil an dem Müll in der Natur haben. Die Hoffnung ist, dass sich das bessert, wenn das Gelände belebt ist.

Einige Arbeiten sind im Schau- und Mitmachgarten noch zu erledigen, bis die ersten Kinder hier begrüßt werden können. So soll im Wohnwagen eine kleine Bibliothek einziehen und es sollen Sitzgelegenheiten geschaffen werden. Als nächstes werden auch Konzepte für Kinder erarbeitet. Schon für die kommende Woche hat sich eine Kindergruppe angekündigt – testweise. Geplant ist, den Garten auch für Touristen oder Radfahrer zu festen Zeiten öffnen.

Informationen und Anmeldung für Kindergärten unter Telefon: 03601/401 540

Alexander Volkmann