Bad Langensalza. Achtklässler eines Gymnasiums in Bad Langensalza trainieren in Rollenspielen, wie sie sich dem Sog solcher negativen Erscheinungen bewusst entgegenstellen können.

Es ist ein einfaches Szenario: Während der Pause toben zwei Schülerinnen im Klassenraum. Dabei geht eine Flasche zu Bruch, das Klassenbuch wird zerstört. Die Mädels versuchen, einen strebsamen Außenseiter zu überreden, die Schuld auf sich zu nehmen. Der Lehrerliebling würde ohnehin keinen Ärger bekommen.

Sie schmeicheln ihm, setzen ihm zu, drohen ihm – je nachdem, wie er sich entscheidet.

Eine derartige Gruppenzwang-Situation dürfte Achtklässlern nicht völlig fremd sein. Wie damit, mit Lästereien und Cybermobbing am besten umgegangen werden kann, trainieren die 8. Klassen des Salza-Gymnasiums in diesen Tagen.

Initiiert wurden die Projekttage vom Bündnis „Partnerschaft für Demokratie im Unstrut-Hainich-Kreis“, welches gefördert wird aus dem Bundesprogramm „Demokratie leben“ und dem Landesprogramm „Denk bunt“.

„Unser Ziel ist es, Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung zu stärken, aktuelle Probleme aufzugreifen und ihnen auf spielerische Art und Weise ein Gefühl für Miteinander, Toleranz und Demokratie zu vermitteln“, erklärt Christin Herfurth.

Die spielerische Art ist wörtlich zu nehmen. In die eingangs beschriebene Situation wurden mehrere Achtklässler geworfen. Sie alle nahmen die Rolle des unbeteiligten Schülers ein, während junge Männer und Frauen des Vereins „Creative Change“ die Rollen der Übeltäterinnen spielten. Das taten sie durchaus mit Verve – es wurde gekichert, verschworen geflüstert und mit lauter Stimme gekeift. Wirklich wohl fühlte sich dabei keiner der Probanden.

Anschließend wurde über Lösungsansätze diskutiert. Sollte der Lehrerin die Wahrheit gesagt werden, sollten die Schülerinnen gedeckt werden, sollte ein Zick-Zack-Kurs aus beidem genommen werden? Sollte man lügen, um die Schülerinnen zu decken, vielleicht selbst Teil der Gruppe zu werden und den Klassenverbund nicht zu sprengen? Oder zu seiner Meinung stehen und sich nicht einschüchtern lassen? Für alle Verhaltensweisen fanden sich Unterstützer bei den Mädchen und Jungen.

Lehrerin Cornelia Eisenkolb ist überzeugt, dass das Rollenspiel für ihre Schützlinge eine einprägsame Erfahrung ist. „Über Themen wie Gruppenzwang im Unterricht zu sprechen, ist das eine. Das ist eine Kopfsache. Aber erst über das Gefühl, wirklich in dieser Situation zu stecken, kann so etwas verinnerlicht werden. Es ist ein tiefgehendes Projekt, das viel über die eigene innere Haltung verrät.“ Darauf könne im folgenden Schuljahr immer wieder Bezug genommen werden.