Niederdorla. Gebürtiger Mühlhäuser und seine Ehefrau, beide aus Amsterdam, musizieren mit Orgel und Querflöte in Niederdorla.

In der Kirche St. Johannis steht eine schöne dreimanualige romantische Orgel, erbaut 1874 von Emil Reubke, 1899 umgebaut von Robert und Ernst Knauf und 2014 von Karl Brode gründlich restauriert. Am Sonntagabend brachte der in Mühlhausen geborene und jetzt in Amsterdam lebende David Schlaffke das klangschöne Instrument zum Klingen. Gemeinsam mit Ehefrau Mariya Semotyuk interpretierte er eigene und fremde Bearbeitungen romantischer Werke für Querflöte und Orgel.

Am Anfang stand von Johann Christian Heinrich Rinck (1770 – 1846) ein dreisätziges Konzert aus dessen „practischer Orgelschule“ op. 55. Einerseits der grazile Ton der Flöte in den Solopassagen und dazu die dynamisch zurückgenommene begleitende Orgel, andererseits dominanter Orgelklang in den Tutti-Passagen: ein Solokonzert nach allen Regeln der Kunst. Die fröhliche Grundstimmung des ersten Satzes, das Miteinander von gesanglicher Melodik und luftigen Arabesken im Adagio und die leichtfüßige, oft geradezu schelmische Virtuosität neben Anklängen an den Volkston garantierten reinen Genuss.

Darf man eine Solosuite Bachs für Violoncello für die Querflöte bearbeiten? Schließlich verzichtet man dann auf die Mehrstimmigkeit der Doppelgriffe. Man darf. Und Überraschung: Die Musik verliert absolut nichts von ihrer musikalischen Essenz; in dieser Hinsicht steht Bach in der Musikliteratur beinahe einzig da. Im Altarraum bot Mariya Semotyuk eine überzeugende Interpretation, indem sie die melodischen Figuren auf organische Weise plastisch herausarbeitete und ihnen damit subjektive Bedeutung verlieh.

Über weite Strecken kammermusikalisch – das Pedal spielte kaum eine Rolle – wirkte der erste Satz der ursprünglich für Violine und Klavier geschriebenen Sonate f-Moll op. 4 von Felix Mendelssohn Bartholdy. Sanfte Klänge, gleichsam der Sphäre des Materiellen entrückt, bestimmten das Adagio, und mit ausgelassener Freude beschloss das Schlussrondo die Komposition.

Mit einem Variationswerk, der Fantasie über ein Schubert-Thema von Theobald Böhm (original für Flöte und Klavier komponiert), endete das Konzert – hochvirtuos, doch bei allen gewagten Kunststücken stets anmutig und musikalisch durchaus anspruchsvoll.