Bad Langensalza. Viele tote Tiere in der Laichzeit. Straßenbauamt, Landratsamt und Umweltschützer erwägen zusätzliche Tümpel im Bereich der Salza-Auen

60 tote Lurche entlang der Eisenacher Straße bei Ufhoven. Das ist die erfasste Opferbilanz der Laichsaison im vergangenen Frühjahr. Die Dunkelziffer dürfte höher liegen. Darüber informierte Katja Bilkenroth von der Naturschutzbehörde des Landratsamtes. Nun soll der Schutz der Kröten, Molche und Frösche verbessert werden – eventuell mit dem Bau neuer Tümpel.

Denn viele Tiere zieht es aus dem Auengebiet rund um die Golken-Quellen, aus den Tälern von Zimmerbach, Hellerbach und Salza ausgerechnet zu zwei Regenauffangbecken unterhalb der Bad Langensalzaer Ortsumgehung. Dafür müssen sie die Eisenacher Straße überqueren. Im Duell mit den Autos ziehen sie den Kürzeren.

Eimer als Tiertransporter sind keine Dauerlösung

Im Frühjahr errichtete der Ortsverband Bad Langensalza des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) einen 150 Meter langen Schutzzaun. Die Tiere landeten in Eimern, wurden gezählt und schließlich sicher auf die andere Seite gebracht (unsere Zeitung berichtete). Doch das soll keine Dauerlösung sein.

Denn das Ziel müsse es sein, den Tieren ihre Heimat – also das Auengebiet – schmackhaft zu machen. „Die Regenauffangbecken sind mit Steinen umrandet und bewusst krötenunfreundlich gestaltet. Dort lagert sich Schmutz von der Straße ab, eventuell sind es auch Salzreste, wenn im Frühjahr noch gestreut wird. Eine dauerhafte Untertunnelung der Straße wäre unsinnig, weil es kein passendes Gewässer auf der anderen Seite gibt“, sagt Katja Bilkenroth.

Im Idealfall könnten die Tiere auf „ihrer“ Seite der Straße bleiben. Möglich wäre es, dort zusätzliche offene Tümpel anzulegen. Dies wäre eine langfristige Lösung für den Tierschutz.

Die Naturschutz- und die Wasserbehörde des Landratsamtes, das Landesamt für Bau und Verkehr sowie der BUND stehen als Partner eines solchen Projektes dem Vorhaben offen gegenüber, sagt Katja Bilkenroth. Allerdings sei noch nichts entschieden.

Im kommenden Frühjahr sollen zunächst erneut Schutzzäune errichtet werden, um die Tiere zu zählen. Damit hätten die Beteiligten Daten aus zwei Jahren. Gezählt wurden im Frühjahr 2019 laut Landratsamt 185 Erdkröten, 81 Teichmolche, ein Teichfrosch und immerhin ein Kammmolch. Letzterer steht unter einem besonders strengen Schutz.

Das Wohl und Wehe von Lurchen mag im Vergleich zu anderen Problemen im öffentlichen Raum zunächst wie eine Lappalie anmuten, hat aber einen ernsten Hintergrund. Im Bundesnaturschutzgesetz ist festgelegt, dass wild lebende Tiere grundsätzlich immer unter Schutz stehen. Es ist unter anderem verboten, sie ohne vernünftigen Grund zu fangen oder zu töten oder ihre Lebensstätten zu beeinträchtigen.

Der Bau einer Straße ist prinzipiell ein Grund, potenzielle Lebensräume von Tieren und Pflanzen zu zerstören. Doch alle heimischen Amphibien sind besonders geschützt.

„In diesem Fall gibt es keine Gründe, die die Zerstörung ihres Lebensraumes rechtfertigen. Es ist verboten“, erklärt Katja Bilkenroth.

Aus dieser Vorgabe des Gesetzgebers ergibt sich somit die Notwendigkeit für den Schutz der Lurche.