Landkreis. Für Mühlhausens Ronald Schulze und Bad Langensalzas Hannes Lochmüller wird es die letzte gemeinsame deutsche Leichtathletik-Meisterschaft.

Sie wollen noch einmal zusammen den Beweis erbringen: Wir sind zwar vom Dorf, aber wir können national mithalten.

Das sagen der Bad Langensalzaer Hannes Lochmüller (17) und sein Trainer Ronald Schulze (54). Seit drei Jahren sind der Mühlhäuser und sein Sportler aus Bad Langensalza beim SV Creaton Großengottern ein erfolgreiches Gespann. „Es waren drei geile Jahre“, sagt der Elftklässler vom Jahn-Gymnasium. In dieser Zeit ist er zum Spezialisten über 400 Meter Hürden gereift und zum einzigen Bundeskaders Deutschlands in seinem Alter über diese Strecke.

Die drei „geilen Jahre“ finden nun ihren Abschluss. Lochmüller und Schulze hoffen auf eine Medaille, es wäre für Hannes die vierte bei einer nationalen Meisterschaft binnen vier Jahren. Natürlich schielen sie auf Gold, doch Mateusz Lewandowski aus Schalke hat eine starke Saison gezeigt, führt die Bestenliste über 400 Meter Hürden vor Hannes an. Der hat eine klares Bild vor Augen, wenn er an das Finale um die deutsche Meisterschaft am Sonntag, 29. Juli, in Ulm denkt: Jene drei jungen Männer, die derzeit in Deutschland die Nummer 1 bis 3 sind, biegen zusammen auf die Zielgerade. Eng an eng. Es wird ein Lauf, in dem Winzigkeiten über die Medaillen entscheiden.

Hannes, der ab Herbst 2020 Lehramt für Sport und Deutsch oder Geschichte studieren will, möchte dabei ein Wörtchen mitreden. Die Leistungen in dieser Saison geben ihm Mut. Er ist Bestzeit über seine Paradestrecke gerannt, auch wenn er sein Ziel, die Teilnahme an den europäischen Jugendspielen in Baku, um 14 Hundertstelsekunden verpasst hat. Natürlich habe es anfangs geschmerzt, dass es nichts wurde mit dem ersten Einsatz im Nationaltrikot. Doch inzwischen ist er mit sich im Reinen. „Es ist keine Trauer da, es war ein gutes Rennen, ich bin Bestleistung gerannt, war der schnellste Deutsche im Feld.“

Seit 2012 ist er Leichtathlet beim SV Creaton Großengottern – ein Multitalent, das auch 1,88 Meter hoch und sieben Meter weit springen kann und den Speer zu werfen versteht. Und doch liebt er den Hürdenlauf mehr als die anderen Disziplinen: „Es gibt nichts Geileres als diese Strecke“, schon vor dem start zu wissen, dass man gut 50 Sekunden völlig ausgepumpt auf die Bahn sinkt.

Die Grundlage wurde in Schönstedt gelegt. „Meine Eltern wollten für uns (Hannes hat noch einen Zwillingsbruder Julius/d.Red.) eine Grundschule, in der Sport eine große Rolle spielt.“ Sie kamen zu Schulleiter Michael Zimmermann. „Der macht wie Herr Facklam am Gymnasium Großengottern für die Schüler vieles möglich“, sagt er über die Direktoren.

Am Freitagabend kommender Woche will er konzentriert und mit Einsatz – „etwas anderes gehört sich auch nicht für eine deutsche Meisterschaft“ – seine Finalteilnahme sichern. Knapp 24 Stunden später geht es um die Medaillen. „Mir ist wichtig, dass Ronny dabei ist, um noch mal ein Wort zu wechseln.“

Zwischen beiden ist in den vergangenen Jahren ein enges Vertrauensverhältnis entstanden. Schulze, der in den vergangenen anderthalb Jahrzehnten einige junge Leute zu deutschen Meisterschaften gebracht hat, lobt immer wieder die Reife, mit der sein Meisterschüler zu Werke geht. Der wiederum die Akribie, mit der Schulze Trainingspläne ausarbeitet, den Einsatz.

Ronald Schulze, studierter Journalist und als Leichtathletik-Trainer Autodidakt, verwirklicht sich ab Herbst seinen Lebenstraum, wird nach Mecklenburg ziehen, eine Region, die ihn, wie auch Dänemark, immer wieder fasziniert.

Ob er auch dort als Trainer arbeitet, das lässt er offen. Seine vielen Fachbücher und auch die Ausarbeitungen dazu haben jedenfalls schon den Weg in die Umzugskartons gefunden.

Hannes Lochmüller sagt, es mache ihn stolz, der – vorläufige – Abschluss der Trainerlaufbahn von Ronald Schulze zu sein. „Doch eigentlich denke ich noch gar nicht daran. Vorerst geht es um Ulm, um einen sicheren Vorlauf und um eine Medaille im Finale.“

Getreu ihrem Motto: „Wir sind zwar vom Dorf, aber wir haben es trotzdem drauf.“