Bad Tennstedt. Der Kultur- und Heimatverein Bad Tennstedt bereichert seit zehn Jahren das Leben der Stadt und ist dankbar, dass er immer wieder Unterstützung bekommt. Der nächste Höhepunkt steht schon bevor.

Es war die Liebe, die dem gefürchteten Räuberhauptmann zum Verhängnis wurde. Der Schwarze Fritz tappte in die Falle und kam in den Kerker. Am 13. Juni 1758 wurde er mit dem Schwert hingerichtet. Es war die letzte Hinrichtung in der Stadt Tennstedt.

Der Kultur- und Heimatverein hat das historisch verbürgte Ereignis gleich zweimal groß in Szene gesetzt. Öffentliche Hinrichtungen waren damals eine Sensation, die als Volksfeste gefeiert wurden. 2012 und 2015 spielte der Verein die Aburteilung des Schwarzen Fritz nach – mit mehr als 140 Mitwirkenden.

„Das war schon eine Hausnummer“, blickt Gabriele Méresse, Vorsitzende des Kultur- und Heimatvereins, heute zurück. Unvergessen wird dieses Spektakel bleiben. Es zählt zu den Höhepunkten der Vereinsgeschichte.

Auf sein zehnjähriges Bestehen kann in diesem Jahr der Kultur- und Heimatverein zurückblicken. Am 10. August 2009 hatten ihn elf Bad Tennstedter ins Leben gerufen, um das Leben der Stadt zu bereichern. „Weil die Kultur am wichtigsten erschien, steht auch die Kultur in unserem Namen zuerst“, berichte Méresse, die erst vier Wochen nach der Gründung zum Verein stieß.

Jedes große Fest bietet Lernstoff

Erste Veranstaltung des Vereins war 2009 der Weihnachtsmarkt. Den hatte es zwar zuvor schon gegeben, aber immer nur spontan und unorganisiert. Ebenfalls in die Hand nahmen die Mitglieder das Strohballenfest, das der Gewerbeverein initiiert hatte. Das dritte Fest 2010 war, wie Méresse sagt, die „erste große Nummer“ für den Verein. „Daraus haben wir dann viel gelernt“, berichtet sie.

Bis heute lernt der Kultur- und Heimatverein laut Gabriele Méresse aus den Veranstaltungen. Denn es gebe immer etwas zu verbessern. So wie beim Stadtlauf, der inzwischen fester Bestandteil des Strohballenfestes ist. Er löste vor vier Jahren das Volleyballspiel ab, das zu aufwendig geworden war, weil jedes Mal tonnenweise Sand in die Innenstadt gekarrt werden mussten.

Stadtorchester tritt ein und bald wieder aus

2013 hatte sich das Stadtorchester dem Kultur- und Heimatverein angeschlossen. 2017 trennten sich jedoch die Wege der Vereine wieder – im Guten. „Es war einfach zu viel geworden, was wir alles unter einen Hut bekommen wollten“, berichtet Méresse. Einiges sei deshalb damals auf der Strecke geblieben. Zum Beispiel konnten im Ratskeller kaum Veranstaltungen stattfinden, weil dort das Stadtorchester seine Proben hatte und die Instrumente gelagert wurden. Heute probt das Orchester, das nun vom eigens gegründeten Musikverein getragen wird, im Domizil in der Mehrzweckhalle.

Einen weiteren Veranstaltungshöhepunkt der Vereinsgeschichte gab es 2014 mit der Sternfahrt und dem Aktionstag des Tüv Thüringen. Hunderte Motorradfahrer knatterten nach Bad Tennstedt und waren begeistert, dass sie in der Innenstadt empfangen wurden, weil sie von anderen Städten oftmals in die Gewerbegebiete gedrängt werden. „Die Veranstaltung hat unsere Stadt positiv bekannt gemacht und ist auch lange in den Köpfen der Leute geblieben.“

Méresse will sich nicht festlegen auf einen Höhepunkt, der ihr besonders im Gedächtnis geblieben ist. Denn der Verein organisiert auch zahlreiche kleine Veranstaltungen wie beispielsweise den Geschichtsstammtisch oder die Kabarettaufführungen, die für die Stadtbewohner wichtig sind. „Vieles ist schon selbstverständlich geworden“, sagt Gabriele Méresse.

Selbstverständlich ist die Unterstützung des Vereins beim Heimat- und Brunnenfest der Stadt oder beim Rosenmontagsumzug des Karnevalvereins.

Sponsoren und Kochrunden

Der Kultur- und Heimatverein weiß aber auch, was er an der Stadt oder den Bad Tennstedter Bürgern hat. „Ohne die Unterstützung wäre vieles nicht zu schaffen“, sagt sie. Vor allem den Sponsoren ist sie dankbar, die den Verein immer wieder finanziell unterstützen. Der Verein geht aber auch neue Wege. Seit zwei Jahren arbeitet er mit dem „Erprobungsraum“ der evangelischen Kirche in Bad Langensalza zusammen, der Angebote in Bad Tennstedt geschaffen hat wie die Kochrunde, den Gartentreff und die Handarbeitsgruppe.

Zu Jahresanfang hat der Verein die Patenschaft über die Fronveste übernommen, in der das Stadtmuseum untergebracht ist. Mitglieder haben die Veste renoviert, die Ausstellung überarbeitet und sorgen auch wieder für regelmäßige Öffnungszeiten. Und sie öffnen das Gemäuer, das einst zur Stadtbefestigung gehörte, wieder zum Tag des offenen Denkmals.

„Irgendwann führen wir sicher auch wieder die Hinrichtung des Schwarzen Fritz auf“, ist Méresse sicher. 2025 wäre eine Möglichkeit, wenn Bad Tennstedt hundert Jahre Kurortstatus feiern kann.

Die Geschichte der Hinrichtung ist übrigens nur der Schluss. Begonnen hatte sie mit den Räuberdinnern. Einige Jahre servierte die Theatergruppe des Vereins zu Speis und Trank auch Schauspiele. Damals sei es zunächst schwer gewesen, die Gastronomen zum Mitmachen zu bewegen. Dass es doch noch funktioniert hat und der Verein immer wieder Unterstützung bekommt, sieht Méresse als Indiz, dass der Zusammenhalt in der Stadt gewachsen ist. „Bad Tennstedt kann zusammenhalten.“

Programm zum Strohballenfest und Stadtlauf

Freitag, 13. September

Startnummernausgabe zum Stadtlauf mit Livemusik von Robin and the Hoods und Kosmolaut

Aftershowparty mit Coco & DJ Steffen

Samstag,14. September

9 Uhr Kinderflohmarkt

10 Uhr Start des vierten Stadtlaufs mit dem 5-Kilometer-Lauf

10.05 Uhr Jedermannslauf, Spaßlauf und Nordic Walking (3,5 Kilometer)

11 Uhr Hauptlauf (Distanz: 10 Kilometer)

14 Uhr Bambini-Lauf / Inklusiver Lauf

14.30 Uhr buntes Programm zu Kaffee und Kuchen

15 Uhr Kita-Cup

15.30 Uhr Siegerehrung

19 Uhr Festveranstaltung zum zehnjährigen Bestehen des Kultur-und Heimatvereins Bad Tennstedt

20 Uhr Tanz mit The Thors

Sonntag, 15. September

10 Uhr Frühschoppen mit dem Musikverein Bad Tennstedt und den Erfurter Steigerbuben