Thamsbrück. Thüringer Orgelsommer: Jessyca Flemming und Julia Raasch musizieren in der Thamsbrücker Kirche St. Georg.

Mit einer aparten Paarung wartete der Thüringer Orgelsommer in der Thamsbrücker Kirche St. Georg auf: im Altarraum die moderne Doppelharfe und auf der Empore die außergewöhnliche, 1824 von Christian Gottfried Dittus fertiggestellte Orgel. Außergewöhnlich, weil nach barockem Klangideal gebaut, als dieses Ideal längst Geschichte war.

Die Berliner Harfenistin Jessyca Flemming wartete sowohl mit Bearbeitungen auf als auch mit originalen Harfenkompositionen. Wie berauschend anders klingt doch die Sarabande aus Händels Klaviersuite d-Moll auf der Harfe im Vergleich zu Cembalo oder heutigem Klavier! Ähnlich mag man die einsätzige Sonatine von Johann Ladislaus Dussek (1760 - 1812) empfunden haben.

Ganz andere Töne dann: zwei irische Traditionals in ihrer typischen Mischung aus Melodienfreude und einer gewissen Schwermut.

Ein Stück, bestens geeignet zum Träumen von bunten, exotischen Welten, war „Orientale“ op. 38 vom Franzosen Alphonse Hasselmanns. Ebenfalls ein Original für die Harfe: die umfangreich ausgearbeitete Fantasie op. 95 von Camille Saint-Saëns – ein gefälliger Ohrenschmeichler, ausgesprochen sensibel musiziert.

Eingeleitet hatte Julia Raasch aus Weimar das Konzert an der Orgel mit Bachs in reizvollen Klangfarben registrierter Triosonate C-Dur BWV 529. Die beiden vor Musizierfreude strotzenden Ecksätze rahmten einen langsamen Mittelsatz ein, der einem in seiner bemerkenswert subjektiv empfundenen Interpretation das Herz aufgehen ließ.

Körperlich spüren, wie die Musik atmet

Durch die agogisch inspirierte, sehr freie Tempowahl gelang es der Solistin, wichtige melodische Elemente der polyphon strukturierten Komposition besonders plastisch hervorzuheben. Man spürte geradezu körperlich, wie diese Musik lebendig atmete. Anstelle des auf dem Programmzettel ausgedruckten Werks des Zeitgenossen Guillou erklang von Pierre du Mage (1674 – 1751) das Stück „Tierce en taille“ (was auf die Melodie in der Mittelstimme verweist).

Selbst mit „Epitaphne“ von Louis Vierne, einem Meister des spätromantischen französischen Orgelstils, konnte die Barockorgel das Publikum beeindrucken. Mit einem effektvollen Stück Felix Mendelssohn Bartholdys – der 5. Orgelsonate D-Dur – endete das hörenswerte Konzert.

Die Konzertreihe Thüringer Orgelsommer ging am Sonntag zu Ende. Von Ende Juni an hatten Musikerinnen und Musiker verschiedenste Thüringer Orgeln zum Klingen gebracht.