Landkreis. Landwirtschaftlicher Familienbetrieb Göring aus Seebach ist einer der letzten Gemüsebauern im Unstrut-Hainich-Kreis

Die Anbaufläche für Gemüse im Unstrut-Hainich-Kreis ist, wie in ganz Thüringen, kleiner geworden. Galt die Region zwischen Unstrut und Hainich bis jetzt als traditionsreiches Anbaugebiet, verabschieden sich immer mehr Landwirtschaftsbetriebe vom Rot- und Weißkraut und von Gurken auf ihren Feldern. Die Agrargenossenschaft Großengottern macht in diesem Jahr keinen Weißkohl, weil ein Schädling die Jungpflanzen zerstörte. Die Tupag stellte die personalintensive Gurkenproduktion in der Vogtei aus wirtschaftlichen gründen ein (diese Zeitung berichtete).

Damit ist der Familienbetrieb von Marko Göring in Seebach der letzte verbliebene Gurken-Anbauer der Region. Nun hat die Ernte begonnen. Allerdings hat auch Göring die Fläche reduzieren müssen – 1,5 Hektar sind es in diesem Jahr. „Wir waren auch schon bei acht Hektar“, sagt der Landwirt.

Ob die Ernte gut oder schlecht wird, darauf will Göring nicht spekulieren. Er hofft noch auf viel Regen und Sonne – eine Kombination, die Gurken mögen. Auf eine zusätzliche Bewässerung verzichtet er, obwohl das angesichts der Trockenheit notwendig wäre, doch zu hoch seien die Kosten. Die Gurken werden komplett auf dem Hof des Familienbetriebes verarbeitet. Die ersten Brühgurken sind schon zubereitet, dann kommen Salzgurken, Schüttelgurken und Senfgurken. Auch den Senf dafür baut Göring an, ebenso Dill.

Es ist vor allem der Mindestlohn, der Göring, wie allen anderen Gemüsebauern, im Nacken sitzt. Drei Erntehelfer aus Polen unterstützen den Betrieb bei der Ernte – deutlich weniger als in den zurückliegenden Jahren.

Produktion und Verkauf im Seebacher Hofladen

„Wären wir auf den Handel angewiesen, der die Preise vorgibt, müssten wir die Reißleine ziehen“, sagt Göring. Er ist froh, dass viele seiner Kunden noch bereit seien, seine Produkte zu kaufen. „Einhundert Prozent einheimische Rohware“, verspricht Marko Göring. Ganz will er aber den steigenden Mindestlohn auch nicht auf seine Kunden umlegen. Die Rahmenbedingungen für reine Gemüsebauern seien schlecht, meint Landwirt Göring.

Der Familienbetrieb ist aber vielschichtig aufgestellt – damit könnten „Durststrecken“ in einzelnen Bereichen kompensiert werden. Im Frühjahr beginnt es bereits mit dem Spargel und im Dezember werden Weihnachtsbäume aus der eigenen Plantage geerntet und verkauft. Außerdem wird Getreide angebaut. So kommt man übers Jahr.

Für deutliche Umsatzeinbußen habe der Straßenbau direkt vor dem Hofladen in der Seebacher Wiesenstraße gesorgt. Seit November wird dort gebaut – voraussichtlich noch bis August. Die Baufirma und die Stadt seien bemüht, meint Göring. Gesperrt ist die Straße trotzdem und viele Kunden nehmen den Fußweg nicht in Kauf. Eigene Stände hat der Betrieb nicht, dafür fehlt das Personal. Dafür bieten einige Händler Görings Produkte auf Märkten an.

Vielleicht Mitte August sei die Gurkenernte beendet, schätzt Göring. Wenn sich das Wetter nicht im Sinne der Gemüsebauern bessert, also nicht noch ordentlich Regen und Sonne kommen, werde es wohl eine kürzere Erntezeit werden.

Auch Weißkraut baut Göring noch an. Geplant waren ursprünglich 4,5 Hektar. Ein Drittel davon musste der Landwirt aber umbrechen, weil viele Pflänzchen von Schädlinge angefallen wurden. Deshalb will Göring im nächsten Jahr statt der Aussaat auf Jungpflanzen setzen, die seien robuster. Ganz auf Weißkohl verzichten will Göring nicht, denn Häutchenkraut und frisches Sauerkraut gehören zu den beliebten Klassikern in Görings Hofladen.

Vieles kann der Familienbetrieb noch selbst stemmen. Marko Görings Frau Julia arbeitet im Betrieb mit. „Wo man viele Leute braucht, da wird es schwierig“, sagt Göring. Auch an Erntehelfer zu kommen, sei nicht mehr so einfach, wie früher.

In der fünften Generation gibt es den Landwirtschaftbetrieb mittlerweile. „Bei allem Idealismus, wir müssen auch davon leben können“, sagt Marko Göring. „Die Politik erklärt, bäuerliche Landwirtschaft und kleine Familienbetriebe zu stärken, aber die Rahmenbedingungen fördern die industrielle Landwirtschaft.“ Ob Sohn Oskar (8) den Betrieb einmal fortführen kann, dessen ist sich Marko Göring in diesen Zeiten nicht mehr so sicher.