Bad Langensalza. Manche Baumart ist in Bad Langensalza schon aus dem Stadtbild verschwunden, neue kommen dazu.

Ganze Baumarten werden auf Dauer aus dem Stadtbild verschwinden. Vor allem der Klimawandel mit zunehmender Trockenheit setzt den Gewächsen zu. „Den meisten Bäumen in der Stadt geht es nicht allzu gut“, weiß Ingo Günther vom städtischen Fachbereich Gartenbau. Allerdings pflanze man auch neue Arten, die mit dem Wetter besser zurechtkommen.

Seit dem extrem trockenen Jahr 2018 hat sich die Natur nicht mehr erholt. „Wir haben kürzlich in der Kuranlage einen zwei Meter tiefen Schacht gegraben. Feucht waren nur die oberen 60 Zentimeter, sagt Günther. Das sogenannte Schichtwasser darunter fehle fast völlig. Und Grundwasser hat die Stadt wegen des felsigen Untergrunds ohnehin nicht.

Generell wenig Niederschläge in der Kurstadt

Dazu habe Bad Langensalza ohnehin schon wenig Regen und Schnee. In Erfurt falle im Jahr fast doppelt so viel Niederschlag. Nun liege man schon mehrere Jahre unter dem ohnehin niedrigen Schnitt. Das habe für viele Bäume in der Stadt schwere Folgen.

Das fehlende Wasser schwächt vor allem deren Abwehrkräfte. Tödliche Pilze, Insekten oder Bakterien haben so leichtes Spiel. Zudem wandern neue Schädlinge ein, gegen die die hiesigen Bäume keine Abwehr entwickelt haben.

Rußrindenkrankheit gefährlich für menschliche Atemwege

Manche Arten waren ohnehin schon angegriffen, jetzt verschlimmere sich die Lage weiter: Esche und Ahorn litten unter von Pilzen verursachten, tödlichen Krankheiten. Auch die Vogelbeere und Kastanie fallen zunehmend Schädlingen zum Opfer.

Die Rußrindenkrankheit sei zum Beispiel vor zwei Jahren im Hainich festgestellt worden, Inzwischen habe sie auch Ahorn-Bäume in der Stadt befallen. Das tückische: Die Krankheit kann auch gefährlich für die menschlichen Atemwege werden.

100 Bäume wegen Dürre gefällt

Rund 5600 Stadtbäume pflegt der Fachbereich Gartenbau, dazu kommen weitere an den Fließgewässern, die zur Zeit noch in die Bestandslisten aufgenommen werden. Rund 100 Bäume mussten letztes Jahr wegen Dürreschäden gefällt werden.

Die Baumhasel sei wegen eines tödlichen Pilzes schon fast komplett aus dem Stadtbild verschwunden bis auf wenige Exemplare in der Marktstraße, die dank intensiver Pflege bisher gesund blieben, sagt Ingo Günther.

Testpflanzungen für veränderte Klimabedingungen

Auch die Vogelbeere verschwinde nach und nach wegen Krankheiten aus der Kurstadt: „Nur in der Kleinspehnstraße gibt es noch intakte Bestände“, sagt Günther. Dabei hätten Hasel und Eberesche noch vor einigen Jahren als sogenannte Klimabäume gegolten. So empfiehlt der Arbeitskreis der Deutschen Gartenbauämter geeignete Baumarten und beobachtet auch Testpflanzungen an Standorten unter verschiedenen Bedingungen.

Niemand habe auch erwartet, dass die Schwarzkiefer mit dem veränderten Klima nicht zurechtkomme. Doch nun seien am Badeweg bis auf wenige fast alle Exemplare abgestorben - wegen des Borkenkäfers, dem auch alle Fichten zum Opfer fielen.

Säcke geben Wasser dosiert ab

Auch große Altbäume leiden zunehmend: „Wenn die Feuerwehr sie nicht gießen würden, hätten wir schon viel mehr von ihnen verloren“, sagt Günther. Er ist wie auch Bürgermeister Matthias Reinz (parteilos) dankbar für das diesbezügliche Engagement der Freiwilligen Feuerwehr. Eine ausgewachsene Rotbuche, wie sie etwa in der Winkelgasse stehe, verdunste bis zu 600 Liter Wasser am Tag und müsse entsprechend viel aufnehmen.

Immer häufiger kämen auch Säcke zum Einsatz, die den aufgefüllten Wasservorrat dosiert abgeben, so der Bürgermeister. Solche Säcke sieht man inzwischen an Bäumen in fast allen Städten.

Welche Arten sind für das gewandelte Klima geeignet? Hainbuchen, wie sie etwa in der Tonnaer Straße stehen und Feldahorn wie an der Eisenacher Straße und am Thermen-Parkplatz kämen ganz gut zurecht, weiß Ingo Günther. Auch Magnolien und Schnurbäume gelten als tauglich, ebenso wie Amberbäume, wie sie etwa in der Bahnhofstraße gedeihen oder die Gingkos in der Poststraße.