Mühlhausen. 30 Jahre Wende Das 3K-Theaterprojekt auf dem ersten Platz beim Jugendwettbewerb in Mühlhausen. Jury aus Stadträten und Wende-Akteuren

Mit ihrem Projekt „Mauerfall“ sind 33 Schüler des Mühlhäuser Tilesius-Gymnasiums die Gewinner des Schul- und Jugendwettbewerbs anlässlich der friedlichen Revolution vor 30 Jahren. Anwesenden stockte am Mittwochabend der Atem, als die Akteure im Rahmen der Preisverleihung im Mühlhäuser Rathaussaal das Stück aufführten. Erinnerungen an das Leben im geteilten Deutschland, die Entwicklung von Ost und West nach dem Krieg, wirtschaftlicher Aufschwung, Mauerbau, Mauertote, 68er, Sero, RAF – das alles wird dabei in Szene gesetzt.

Videoprojektionen, Musik und Tonaufnahmen verstärken die Emotionen. An Ende steht die friedliche Revolution ohne Blutvergießen und Menschen, die sich in den Armen liegen. Gänsehaut-Gefühl bei vielen Gästen und manche Träne.

Aus Sicht der Jury bekommt das Stück zu Recht den ersten und mit 750 Euro dotierten Preis des von der Stadt ausgelobten Wettbewerbs. Auch Theaterpädagogin Anna Elisa Müller von 3K und Lehrerin Maria Anna Luhn freuen sich darüber. Es sei vieles vergessen und verdrängt worden, sagt die Deutschlehrerin. Die Ereignisse von damals würden erfahrbar mit diesem lebendigen Geschichtsunterricht.

Gespräche mit Zeitzeugen bilden die Grundlage

Vor allem auf Zeitzeugengesprächen beruht das Stück der Theatergruppe der katholischen Kirchengemeinde St. Josef in Mühlhausen unter Leitung von Gundula Geithner – Platz zwei beim Wettbewerb, 500 Euro Prämie.

Das Stück spielt 1973 nach einem Gottesdienst. Das Gespräch unter Jugendlichen dreht sich um die Frage, in welche Richtung Entscheidungen in der damaligen DDR das Leben junger Menschen lenken. Kein Abitur ohne Jugendweihe? Im erzkatholischen Eichsfeld offenbar doch. Wenn der Lehrer kein Parteisoldat ist, vielleicht auch. Zufälle spielen oft eine Rolle.

Eine Anerkennung erhielten Nathalie Becker, Theresa Fischer und Ida Flügel für ihre Seminarfacharbeit zum Thema „30 Jahre friedliche Revolution in Mühlhausen am Beispiel der Arbeitsgruppe Volksbildung.“

In der achtköpfigen Jury aus Stadträten und Wende-Akteuren saß auch Mediziner Falk Walther. Er sagt, er habe gerade im Jubiläumsjahr mit einem Run auf den Wettbewerb gerechnet. Es blieb bei drei Gruppen. „Noch seien Zeitzeugen von damals da“, so Walther. Mit ihnen zu sprechen, sei sicher ein Gewinn für viele jungen Menschen.

Oberbürgermeister Johannes Bruns (SPD), in der Bundesrepublik aufgewachsen, sagte: „Wir bewundern die mutigen Menschen, die unter großen Gefahren auf die Straße gingen.“ Es sei eine glückliche Fügung gewesen, dass es zur Einheit kam.