Mühlhausen. Mit Jahresbeginn wird es nur noch eine einzige evangelische Gemeinde in der Stadt Mühlhausen geben. Das hat weitreichende Folgen.

Die Situation ist bundesweit alarmierend: Nur noch drei von hundert Gemeindegliedern gehen in den Sonntagsgottesdienst. Das ergibt die aktuelle Kirchgangsstudie der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Ihr Fazit: Es müsse „vielerorts engagierter und ergebnisoffener über seinen Fortbestand diskutiert werden“.

Eine Diskussion, die auch in Mühlhausen geführt wird. Allerdings nicht vordergründig vor diesem Hintergrund. Das Kirchspiel mit den derzeit drei Kirchgemeinden – Divi Blasii/Nicolai, Petri und Georgi – steht vor der Umstrukturierung. Mit Beginn des neuen Kalenderjahres wird es nur noch eine gemeinsame Kirchgemeinde geben.

Ein Ausschuss mit Haupt- und Ehrenamtlichen hat sich seit Februar damit befasst, wie es in der dann 5500 Mitglieder großen Kirchgemeinde mit den Gottesdiensten weitergehen soll. Montagabend wurden die ersten Ergebnisse im Haus der Kirche vorgestellt. Sabrina Göken gehörte zu denen, die Ideen zusammengetragen haben. Sie weiß: „Es geht nicht darum, dass wir als Eventkirche daherkommen, die sich was einfallen lassen muss, um ihre Mitglieder zu halten.“ Man möchte zusammenwachsen und dank eines erweiterten Angebots auch neue Leute für sich interessieren.

Die Arbeitsgruppe legte den Schwerpunkt darauf, neue Gottesdienstformen zu entdecken und auch zu schauen: Was gibt es bereits alles in Mühlhausen?

Gebete im Kino, sogar in der Kneipe

Für die nächsten Monate gibt es konkrete Ideen: Es wird an einem Samstagabend einen Meditationsgottesdienst geben, einen musikalischen Gottesdienst und auch einen von Musik geprägten Segnungs- und Lobpreis-Gottesdienst. Darüber hinaus will man noch öfter als bisher heraus aus den Kirchenmauern. Gottesdienst feiern will man in der ganzen Stadt: im Kino, am Schwanenteich, in der Kneipe, auf dem Friedhof, um einige Ideen zu nennen.

Die vier Pfarrer der Stadt werden die Hauptansprechpartner bei der Organisation der besonderen Gottesdienste sein und sich unter den Gemeindegliedern Partner suchen – unabhängig von deren Zugehörigkeit zu ihrer jetzigen Kirchgemeinde, die es dann, mit Beginn des Jahres 2020, nicht mehr geben wird.

Dass der 10-Uhr-Gottesdienst am Sonntag nicht abgeschafft werde, machte Tobias Krüger deutlich. Als geschäftsführender Pfarrer des Kirchspiels begleitete er auch den Gottesdienstausschuss. „Beide Formen haben ihr Publikum.“ Es werde auch weitere parallel stattfindende Gottesdienste geben. Am Sonntag um 10 Uhr beispielsweise waren es drei Gottesdienste zeitgleich. „Wir wollen daran festhalten. Die Veränderung wird sich schleichend vollziehen“, so Krüger. Besondere Gottesdienste sollen zusammen gefeiert werden. So wie jetzt die Stadtgottesdienste. Bis zum Beginn der Adventszeit weist der Gemeindebrief drei davon aus.

Die Kandidaten für den neuen Gemeindekirchenrat stellen sich Mittwoch, 19.30 Uhr, im Haus der Kirche vor. Dort kann Sonntag zwischen 11 und 14 Uhr gewählt werden.