Treffurt. Der Adolfsburgstieg ist ein zwölf Kilometer langer Rundweg zwischen Treffurt, Wendehausen und Schierschwende mit Fernsichten, Geschichte, Kunst in der Landschaft und tierischen Begegnungen.

Regen – der Natur tut er gut, dem Wanderer weniger. Aber wozu gibt es wasserfeste Kleidung und robustes Schuhwerk. Wir starten auf dem Wanderparkplatz „An der Hand“ oberhalb der Burg Normannstein bei Treffurt und gehen durch das Tor einer Kirschplantage. Frisch vermählte Paare können dort einen Kirschbaum pflanzen und diesen mit ihrem Namensschild versehen.

Stefan Sander, Mitarbeiter im Naturpark Eichsfeld-Hainich-Werratal, zeigt eine botanische Besonderheit: Aus dem Stamm einer alten Kirsche wächst eine Esche. Kühe schauen mitleidig: Bei dem Wetter jagt man doch niemand vor die Tür. Treffurts Bürgermeister Michael Reinz (parteilos) erklärt, dass die Beweidung des Kalkmagerrasens mit einer kleinen Herde erfolgt. Im Frühjahr blühen Orchideen an vielen Stellen.

Lindenhecke heißt der Aussichtspunkt bei Schierschwende. Dort bieten sich Fernsichten auf die Rhön, ebenso wie zum Thüringer Wald mit dem Großen Inselsberg oder zur Wartburg – allerdings nicht bei regnerischem Wetter.
Lindenhecke heißt der Aussichtspunkt bei Schierschwende. Dort bieten sich Fernsichten auf die Rhön, ebenso wie zum Thüringer Wald mit dem Großen Inselsberg oder zur Wartburg – allerdings nicht bei regnerischem Wetter. © Birgit Schellbach

Auf dem Kammweg geht es bergan zum 378 Meter hohen Aussichtspunkt Adolfsburg, der wegen des Grenzgebiets bis 1989 nicht zugänglich war. Treffurt liegt uns zu Füßen, auch seine Ortsteile. Der Heldrastein gegenüber hüllt sich in Wolken. „Die Teiche in der Werraaue befanden sich in der Sperrzone“, erklärt Reinz an der Schutzhütte und auch, wo der Signalzaun gestanden hat. Dieser Teil des Weges gehört zum „Grünen Band“ entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze.

Wir wandern bergab, klettern über umgeknickte Bäume. Der trockene Sommer und Borkenkäfer sind schuld. Der Bürgermeister weist hin: „Die Verkehrssicherheit kostet viel Kraft“. Nach einigen Metern stößt die Gruppe auf den Kolonnenweg, den die Grenzsoldaten benutzt haben. Vorsicht: Bei Regen sind die alten Betonplatten rutschig. Ein Abstecher nach rechts führt zu einem Beobachtungsbunker. Dort sind die Signale aufgelaufen, wenn jemand versucht hat, die Grenze zu überwinden. Der Alarm wurde zur Führungsstelle in Katharinenberg weitergemeldet.

Zurück auf dem Kolonnenweg, geht es steil hinab bis auf das Niveau der früheren Bahnlinie, die Treffurt und Mühlhausen verbunden hat. „Hier muss ein Schild hin“, sagt Reinz und Uwe Müller, ein weiterer Mitarbeiter des Naturparks, notiert. Ansonsten ist der Adolfsburgstieg gut am gelben „A“ auf weißem Untergrund erkennbar. Der Treffurter Heimatverein hat den Weg gekennzeichnet.

Wir machen einen Abstecher zum Drei-Kreise-Stein. Diesen haben Vertreter des Wartburgkreises, des Unstrut-Hainich-Kreises und des Werra-Meißner-Kreises zum 25. Jahrestag der Deutschen Einheit gesetzt. Auch ein Grenzstein aus DDR-Zeiten versteckt sich im Gebüsch. Den Standort kennen nur Eingeweihte – auch hier notiert sich Uwe Müller, diesen freizulegen und auszuschildern.

Zurück zum eigentlichen Weg in Richtung Wendehausen, der auf der alten Bahntrasse zusammen mit einem Radweg verläuft. Die „Vogteier Bimmelbahn“ ist 1911 bis 1968 gefahren. Treffurt mit der Burg Normannstein und dem Schwimmbad sollen ein beliebtes Ausflugsziel der Mühlhäuser gewesen sein. Diese stiegen am Bahnhof Normannstein aus und wanderten von dort auf die andere Seite des Berges.

Blick in einen Beobachtungsbunker als Relikt aus Zeiten des Kalten Krieges. Auch ein alter DDR-Grenzstein (Bild rechts oben) ist unterwegs noch zu entdecken. Darauf wurde nur die DDR ausgewiesen, nicht die BRD. Erkennbar ist der Adolfsburgstieg an einem gelben „A“ auf weißem Untergrund.
Blick in einen Beobachtungsbunker als Relikt aus Zeiten des Kalten Krieges. Auch ein alter DDR-Grenzstein (Bild rechts oben) ist unterwegs noch zu entdecken. Darauf wurde nur die DDR ausgewiesen, nicht die BRD. Erkennbar ist der Adolfsburgstieg an einem gelben „A“ auf weißem Untergrund. © Birgit Schellbach

Nach dem Zweiten Weltkrieg fuhr die Bimmel zwischen der sowjetischen und amerikanischen Besatzungszone. Fahrgäste sprangen unterwegs ab, um in den Westen zu gelangen. Daher wurden die Waggons auf diesem Stück zugeschlossen. Am alten Bahnhof Normannstein finden sich Informationstafeln zur Geschichte. Allerdings müssten diese erneuert werden – wieder eine Notiz für Uwe Müller.

Eichhörnchen huschen über den Weg, weil ihnen die vielen Haselnussbäume Nahrung bieten. Der Bach, der im Grund fließt, heißt Haselbach. Die Idylle endet abrupt am alten Kalkwerk. „Es ist ein Drama“, formuliert Reinz. Der heutige Inhaber des Geländes hat Altreifen recyceln wollen. Daraus ist nichts geworden. Die meterhoch gestapelten Reifen drücken inzwischen gegen Zäune und rollen in die Botanik. Treffurt will die Deponie zu Kostenlasten des Privatmannes beseitigen. Das Verfahren läuft aber noch.

Kurz vor Wendehausen steigen wir rechts den Berg wieder hinauf auf das Plateau, von dem wir am Morgen abgestiegen sind. Irgendwann ist die Höhe der Adolfsburg erreicht, doch es geht weiter hinauf, bis auf 440 Metern. Der Wald öffnet sich, Felder prägen das Bild.

In einem Freigatter ist Sika-Wild zu beobachten. Die Kirche von Schierschwende ist als sehenswert ausgeschildert, doch unser Zwischenziel ist die „Lindenhecke“ mit ihrem Rastplatz und Fernsichten bis in die Rhön, zum Inselsberg und zur Wartburg. Der Wind bläst stark – im Herbst ist es ein beliebter Platz, um Drachen steigen zu lassen.

Es geht vorbei an einem Kunstwerk aus Holz und Stacheldraht, das Anne Marie Schmidt aus Schnellmannshausen zum Thema Wiedervereinigung gestaltet hat. Diese und weitere Skulpturen sind Teil des Weges „Ars Natura 2013“.

Kurz vor dem Ziel öffnet sich noch einmal ein schöner Ausblick auf Wendehausen. „Wir stehen hier am Absprunghügel“, erklärt Reinz. Treffurt hatte sogar mal eine Skisprungschanze.

Eckdaten zur Tour

Start und Ziel ist der Wanderparkplatz „An der Hand“ oberhalb der Burg Normannstein bei Treffurt.

  • Länge: zwölf Kilometer, mit Abstechern zum Drei-Kreise-Stein und zum Eselsborn 12,2 Kilometer
  • Höhenunterschied: von 330 auf 378 Meter, hinab auf 220 Meter und wieder hinauf auf 440 Meter
  • Schwierigkeitsgrad: mittel
  • Wegbeschaffenheit: gut begehbare Wald- und Feldwege, Vorsicht: bei Regen ist der alte Kolonnenweg der früheren innerdeutschen Grenze rutschig
  • Ausschilderung: gut, erkennbar am gelben „A“ auf weißem Untergrund
  • Anbindung: mit dem Pkw zu erreichen oder mit dem Bus der Linie 170; von Treffurt sind es dann weitere 2,5 Kilometer bis zur Burg Normannstein und zum Wanderparkplatz
  • Sehenswertes in der Nähe der Strecke: Burg Normannstein mit Aussichtsturm und Museum, Drei-Kreise-Stein, Eselsborn, Kirche Schierschwende
  • Möglichkeiten zur Einkehr/Rast: Restaurant auf der Burg Normannstein, Gasthaus Mehler in Wendehausen sowie überdachte Sitzgelegenheiten für mitgebrachte Vesper überall an der Strecke

Für Kinder sind Teilstrecken geeignet, etwa vom Wanderparkplatz „An der Hand“ bis zum Aussichtspunkt Adolfsburg; außerdem gibt es am Weg von Treffurt zur Burg Normannstein einen Spielplatz.

Wer die Tour verlängern oder variieren möchte, kann auf den „P2“ Mainzer Köpfe wechseln oder den Naturparkweg Leine-Werra weitergehen. Außerdem kann man unterwegs abkürzen, so am alten Bahnhof Normannstein.