Dankmarshausen. Der Mediziner Stefan Rühlmann aus dem hessischen Heringen hat nach 16 Jahren Vakanz im Dorf eine Filiale eröffnet.

Jenseits der Landesgrenze, in Osthessen, da ist der Name Rühlmann vielen Menschen ein Begriff.

Stefan Rühlmann praktiziert seit 25 Jahren als Hausarzt in Heringen, sein Bruder ein paar Kilometer weiter entfernt in Ronshausen. Die Familie ist eine kleine Hausarzt-Dynastie. Der Vater sei auch Mediziner gewesen, berichtet Rühlmann. An Ärzte-Nachwuchs mangelt es in der Familie ebenso nicht. Stefan Rühlmanns ältester Sohn ist fast fertig mit dem Medizinstudium. Der Zweite ist Zahnmediziner, ein viertes Kind büffelt ebenfalls fürs Medizinstudium.

Vater, Bruder, Söhne – alle Mediziner

Stefan Rühlmann hat sich nun in Dankmarshausen niedergelassen. Die letzte Ärztin gab hier 2003 ihre Praxis auf.

Die neue Praxis schließt damit nach so vielen Jahren diese Versorgungslücke, sie befindet sich in der Schlossgasse 1. Schon an seinem Hauptstandort in Heringen – hier ist der Hauptsitz der Gemeinschaftspraxis – hat der Arzt Patienten aus Thüringen aufgenommen und behandelt. Durch Gespräche mit einigen dieser Patienten entstand die Idee, nach Thüringen zu gehen. Er sei von einem Patienten gefragt worden, ob er jemand kenne, der sich dafür interessiere, da habe er sich selbst ins Spiel gebracht, sagt der Arzt.

Seit 1. Juli ist die Praxis im Ort. In Dankmarshausen bietet Rühlmann drei Sprechzeiten an, zweimal nachmittags, einmal vormittags. Ein paar mehr Patienten könnten gern hinzukommen, sagt er. Er behandelt Kinder ebenso wie ältere Menschen, macht Hausbesuche, da wo es notwendig ist. „Es geht erst langsam los“, sagt Rühlmann. Das sei völlig normal, war die Hausarztstelle in Dankmarshausen doch lange vakant.

Seinen Lebensmittelpunkt behält Rühlmann in Heringen, ebenso wie dort der Sitz der Gemeinschaftspraxis bleibt, die er mit dem Bruder und einer Kollegin aus Weißrussland führt. Letztere hat er selbst überzeugt, sich als Ärztin in Osthessen niederzulassen. Vor über dreieinhalb Jahren hatte er nach einer Kollegin gesucht und Ekaterina Turowa über ein Inserat entdeckt. Mehrfach skypten die Berufskollegen, dann schaute sich die Ärztin einmal vor Ort um. Inzwischen hat sie ein Haus in Heringen gekauft und teilt sich mit den Brüdern die Arbeit. Über 3000 Patienten betreuen die Mediziner in Osthessen.

Rühlmann ist Landarzt aus Passion. Warum es gerade beim Nachwuchs für Hausärzte im ländlichen Raum krankt, versteht er selbst nicht. „Ich würde immer wieder die gleiche Entscheidung treffen“, sagt er. Für ihn persönlich sei der Landarzt-Beruf der schönste Job, den man haben kann. Er schätzt den langen Kontakt mit den Patienten ebenso wie den Umstand, dass er auf allen Gebieten bewandert sein müsse. Ob ein Kleinkind mit Fieber oder Husten kommt oder eine ältere Dame mit Gelenkproblemen zu tun hat – die Arbeit sei immer abwechslungsreich. Er ist zudem als Palliativmediziner spezialisiert. Und er fährt Notdienste – in Hessen wie nun auch in Thüringen.

Länderübergreifende Arbeit findet er spannend. Es gebe Unterschiede bei der Abrechnung von Leistungen zwischen den Kassenverbänden Thüringen und Hessen. Groß seien sie jedoch nicht, sagt der 58-Jährige. Bald hat er seinen ersten Notdienst im Eisenacher St.-Georg-Klinikum.

Auch neuen Versorgungsmethoden ist der Allgemeinmediziner nach eigenen Worten aufgeschlossen, da die Versorgung auf dem Land immer schwieriger werde. „Da sind wir Hausärzte gefordert.“ Er selbst hat schon zwei weitergebildete Arzthelferinnen für die Betreuung bei Hausbesuchen, die ihn unterstützen können.