Von Feuerwehr bis Landfrauen, von den Schlepperfreunden bis zur Kirmesjugend: Dieser Bericht beschreibt, wie Landleben gelingen kann.

Teiche entschlammen, alte Traktoren aufmöbeln oder Rückenschule anbieten. In Vitzeroda machen die örtlichen Vereine vieles, was sonst unerledigt bliebe. Eine Auswahl: Wie in anderen Gemeinden des Wartburgkreises, so sind es auch in Vitzeroda, dem kleinsten Stadtteil von Berka/Werra, die Vereine, die das gesellschaftliche und kulturelle Leben wesentlich gestalten. Die vielen Aktivitäten waren oft zeitlich und finanziell sehr aufwendig und nur zu realisieren, weil sich die Vereine gegenseitig unterstützten. Die Anzahl der ehrenamtlich geleisteten Stunden hat sich insbesondere in den letzten Monaten deutlich erhöht.

Einen spürbaren Aufwärtstrend im Vereinsleben und in der Bereitschaft, ehrenamtliche Arbeit zu leisten, hat es nach der 725-Jahr-Feier im Jahr 2009 gegeben. Über diese tolle Veranstaltungswoche wird noch heute gesprochen.

Freiwillige Feuerwehr: Die Kameraden sind sowohl personell als auch technisch inzwischen wieder gut auf Einsätze vorbereitet. Im Jahr 2018 wurde auf Initiative der Wehr der in der Ortsmitte gelegene Löschteich, der nur noch riesige Mengen an Schlamm enthielt und zum Löschen nicht mehr geeignet war, in unvorstellbar aufwendiger ehrenamtlicher Arbeit saniert. Die finanzielle Höhe der über Monate hinweg erbrachten Leistungen bewegt sich bei etwa 50.000 Euro. Weitere Ortsbewohner halfen tatkräftig.

In den Folgemonaten wurde das Umfeld des Teiches völlig neu gestaltet. Die in diesem Jahr oberhalb des Gewässers errichtete überdachte Sitzgruppe aus Stammholz verschönert den gesamten Bereich.

Kirmesverein: Die personelle Situation im Kirmesverein gestaltete sich in den letzten Jahren schwierig. Langjährige Mitglieder waren ausgeschieden und der Nachwuchs fehlte. Nachdem eine aus Brandenburg nach Vitzeroda gekommene Familie das ehemalige Gaststättengebäude (zu dem auch ein Saal gehört) erwarb, wurde dem Kirmesverein angeboten, den Saal wieder für Kirmesfeiern zu nutzen. Da doch umfangreiche Sanierungsarbeiten dafür notwendig sind, werden seit einigen Monaten durch Mitglieder des Kirmesvereins, weitere Einwohner und die Eigentümerfamilie die Arbeiten ausgeführt. Diese neue Möglichkeit hat die Motivation der Vereinsmitglieder erhöht und wird auch die Kinderkirmes wieder aufleben lassen. Etwa 25 Kinder bereiten sich derzeit auf ihren Höhepunkt vor.

Kleintierzüchterverein: Der Verein feiert 2020 sein 65-jähriges Bestehen. Leider gestaltet sich in den letzten Jahren die Entwicklung des Vereins schwierig; vor allem, weil es im Ort keine Möglichkeit mehr für größere Ausstellungen gibt. Unabhängig von dieser ungünstigen Konstellation nehmen die Mitglieder mit ihren Tieren an Ausstellungen in Nachbarorten und manchmal auch auf Landesebene teil. Die dort erreichten Preise bestätigen das nach wie vor hohe Zuchtniveau der Tiere.

Landfrauenverein: Die mehr als 20 im Landfrauenverein organisierten Frauen gestalten seit mehr als 22 Jahren aktiv die kulturelle Entwicklung im Ort mit. Fast genau so lange organisieren sie zwei Mal jährlich für jeweils zehn Veranstaltungen eine Rückenschule, die immer gut besucht ist. Zudem garantiert der Verein vier Mal im Jahr die Durchführung der Blutspende im Dorfgemeinschaftshaus. Auch werden immer wieder Referenten für Fachvorträge eingeladen, welche alle Einwohner besuchen können; meist zu gesundheitlichen Themen.

Seit Jahren fühlen sich die Landfrauen für die Organisation der Rentnerweihnachtsfeier verantwortlich. Neben der Teilnahme am Frühjahresputz kümmern sich einige Landfrauen um die Pflege des Kirchgartens, der durch Baumaßnahmen ein sehr ansehnliches Ambiente erhalten hat. Landfrauen aus Vitzeroda sind Mitglieder der Line-Dance-Gruppe in Oberzella.

Natur- und Heimatverein: Viele neue Mitglieder hat in den letzten Jahren der Natur-und Heimatverein (NHV) hinzugewonnen. Vor allem die männlichen Mitglieder haben über Monate hinweg das mit alten und meist umgefallenen Weiden bewachsene Sumpfgelände im Bernthal vollständig gerodet. Es ging dabei auch um die Schaffung von kulturellen Möglichkeiten für den ganzen Ort. Ein größerer Teich wurde mit Hilfe von Geräten eines Sponsors aus Frauensee angelegt. Die vorhandenen Quellen ermöglichten es, Fische einzusetzen. Die Uferböschung wurde mit Ästen von Weiden, sogenannten Faschinen, in mühevoller Arbeit befestigt. Ein großer Teil des benötigten Geldes kam aus den bis dahin nicht verwendeten Geldern aus der Jahrfeier von 2009. Unweit vom Teich und dem angrenzenden Spielplatz haben die Mitglieder eine überdachte Möglichkeit für Feiern – natürlich für den ganzen Ort – geschaffen. Am 1. Juni dieses Jahres wurde erstmals zu einer Familienfeier eingeladen.

In den letzten Jahren hat der Verein 16 Bänke und mehrere Sitzgruppen sowie Zwiesel mit Wegweisern im Umfeld des Ortes aufgestellt. Auf dem letzten Abschnitt des im Wald oberhalb Vitzerodas verlaufenden Pilgerweges von Görlitz nach Vacha wurden mehrere Bänke und Wegweiser aufgestellt. Derzeit wird ein großer Teil dieser aus Holz bestehenden Einrichtungen erneuert oder saniert.

Derzeit wird durch die Ortschronistin eine Broschüre mit einer beigefügten CD erarbeitet, die das Vitzerodaer Platt für die späteren Jahre erhalten soll. Die relativ wenigen älteren Menschen, die diesen Dialekt heute noch sprechen, wurden bereits mit vorbereiteten Texten in die Verwirklichung der Absicht einbezogen. Das Ziel ist, die Broschüre zu Weihnachten präsentieren zu können.

TSV Vitzeroda: Leider findet in Vitzeroda seit 2016 kein Fußball-Spielbetrieb mehr statt, wie es im ländlichen Bereich aufgrund der demografischen Entwicklung immer häufiger festzustellen ist. Zwischenzeitlich konnten Freundschaftsspiele von Mannschaften aus der Region auf dem herrlichen Waldsportplatz organisiert werden. Die Bemühungen des TSV Vitzeroda, diese Situation wieder zum Positiveren zu führen, zeigen erste Erfolge: Ab dem Herbst diesen Jahres steigt die Spielgemeinschaft der Alten Herren von Berka und Vitzeroda wieder in den offiziellen Spielbetrieb ein.

Schlepperfreunde: Obwohl die Schlepperfreunde nicht als Verein organisiert sind, sind auch sie ein Teil der kulturellen Aktivitäten im Dorf. 25 fahrbereite Oldtimer-Traktoren gibt es im Ort; das älteste Gefährt, ein MC-Cormic, stammt aus dem Jahr 1938. Ihre Besitzer fahren zu Schleppertreffen in andere Orte, sogar schon mehrfach bis nach Aspach in den Kreis Gotha. Schlepperfreunde sind gut miteinander vernetzt und besuchen sich gegenseitig. Ihr Engagement soll in diesem Beitrag unbedingt erwähnt werden.

Die neue Bürgermeisterin Nadine Krahl, selbst Mitglied im Landfrauenverein und außerdem aktiv für die „Schlepperfreunde“ unterwegs, kann für ihre zukünftige kommunalpoltische Arbeit also auf viele fleißige Hände zurückgreifen.

Von Reiner Guth, Vitzeroda