Eisenach. Björn Höcke spricht auf dem Eisenacher Markt. Rund 200 Teilnehmer einer Gegenkundgebung protestierten mit Kuchen, Musik und Tanz gegen die Veranstaltung der AfD.

Er ist ein Mann, der polarisiert. Beim Besuch des AfD-Landesvorsitzendem Björn Höcke gestern Nachmittag auf dem Eisenacher Markt war die Zahl seiner Anhänger und die seiner Gegner auch nach Polizeischätzung in etwa gleich groß – rund 200 auf jeder Seite. Der Regen zeigte sich als Demokrat, alle wurden durchgeweicht.

Angekündigt war es als Familienfest, was die Partei da versprochen hatte, aber vor allem gab es Musik und Reden. Der Bundestagsabgeordnete Jürgen Pohl eröffnete und danach folgte die Eisenacher Direktkandidatin Susi Schreiber, die über ihren Weg zur „Alternative“ und ihre Ziele im Landtag sprach.

Kampfansage an die Klimahysteriker

Aber das war natürlich nur Vorgeplänkel, schließlich warteten die AfD-Anhänger auf dem Markt auf jenen Mann, der nach eigenem Bekunden mit dieser Partei bei den Landtagswahlen am 27. Oktober „zur führenden politischen Kraft in Thüringen“ werden will, denn es gelte die „Klimahysteriker und Multikultispinner zu entmachten“. Und dies nicht nur in Thüringen, sondern in ganz Deutschland. Es sei, so Höcke, an der Zeit „deutsche Interessen im Ausgleich mit den Partnern auf der Welt durchzusetzen. Und das ist ganz normal“.

Als ein Beispiel, dass von den anderen Parteien gerade das Gegenteil getan werde, nannte Höcke die Energiewende. „Es ist gut, wenn sich die Jugend mit Leidenschaft für Umweltschutz einsetzt“, so Höcke. Es gelte den jungen Menschen aber auch Fakten an die Hand zu geben, die eine auf wissenschaftlichen Erkenntnisse basierende andere Sicht der Dinge erlaube. „Die Energiewende ist unsozial und ein Schlag gegen das Rückgrat unserer Wirtschaft.“ Dies gelte es schnellstens zu beenden. Mit seiner Partei werde es beispielsweise keine neuen Windräder mehr geben.

Eine Änderung in der Einwanderungspolitik sei natürlich ein großes Ziel seiner Partei. „Während die jetzige Regierung Millionen Deutscher in die Altersarmut schickt, wird zugelassen, dass die Einwanderer unsere sozialen Sicherungssysteme plündern.“ Weitere Themen Höckes waren Bildung, Familie, „patriotische Wirtschaftspolitik“ und Demokratie. „Wir wollen die Meinungsfreiheit wieder herstellen und damit die Demokratie in Thüringen fördern.“ Das seien die „bürgerlich-patriotischen Politikansätze der AfD“

Das mit dem „bürgerlich“ will Andreas Artschwager, Vereinschef des Theaters am Markt, so nicht gelten lassen. Das TAM hatte zur „kreativen“ Protestkundgebung gegen den Besuch Höckes aufgerufen. Weitere Vereine und Initiativen waren dem gefolgt. „Keine Parolen, dafür Kuchen“ hieß die Devise des Protestes, der tatsächlich nicht nur lautstark, fröhlich und bunt daher kam, sondern auch kalorienreich – angesichts der vielen Kuchen, die die Mitstreiter eigens gebacken hatten.

„Wir wollten keine parteipolitische Aktion und schon gar nicht die Nazi-Keule schwingen“, begründete Artschwager die kreative Art des Protestes ohne große Reden, sondern mit Musik, Tanz auch mit dem Tanzverein und eben Kaffee und Kuchen. Und viele andere Vereins-T-Shirts waren dort auf dem Markt zu sehen. Man habe jenseits aller Parteipolitik zeigen wollen, dass die Eisenacher Bürgerschaft „bei uns zu finden ist. Eisenach ist Vielfalt. Und diese Vielfalt findet sich vor allem in den Vereinen.“

Er, so Artschwager, sei überglücklich, wie viele Menschen uns hier unterstützen und uns soviel Sympathie entgegenbringen. „Das ist Eisenach.“