Eisenach. Die neue Beschichtung der Doppelkurbel-Kniehebel-Tiefziehpresse soll mindestens 15 Jahre halten.

Nach drei Monaten ist es geschafft: Das Industriedenkmal Doppelkurbel-Kniehebel-Tiefziehpresse, das vor dem Museum Automobile Welt Eisenach (AWE) steht, wurde restauriert. Im Mai begannen die Arbeiten der Nachkonservierung von Bernhard Mai, Büro für Metallrestaurierung. „Alle guten Dinge sind nicht drei, sondern vier“, erzählte Mai am Freitag und erinnerte sich, dass die Genehmigung erst im vierten Anlauf erteilt wurde.

Die Witterung hat ihre Spuren an der Presse hinterlassen.
Die Witterung hat ihre Spuren an der Presse hinterlassen. © Bernard Mai

Neben Bernhard Mai waren die Gerüstbau Göhring GmbH, Metallrestaurierung & Bearbeitung Andreas Korn, sowie die Mitarbeiter der AWE-Stiftung aktiv an dem Arbeiten beteiligt. Die gesamten Vorleistungen wurden von der Wartburg Sparkasse finanziert. Denn um eine Genehmigung zu erhalten, musste bei jedem Antrag eine genaue Planung vorgelegt werden. Am Ende wurden ungefähr 80 Prozent der Kosten durch Förderungen vom Thüringer Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie getragen. Dafür ist Matthias Doht, Geschäftsführer der Stiftung Automobile Welt Eisenach, sehr dankbar. Auch Claudia Müller von der Unteren Denkmalschutzbehörde ist überwältigt von der „großzügigen Förderung“.

Ziel der Restaurierung war es, möglichst viel vom originalen Material beizubehalten und eine Annäherung des Zustandes, der zu Zeiten der aktiven Nutzung angenommen werden kann, zu erreichen. Am Ende sollten die Besucher des Museums die Tiefziehpresse in einem „gepflegten Gebrauchszustand nach Betriebsende“ betrachten können.

Die Umformpresse war seit der Auslieferung 1928 bis 1991 fast ohne Unterbrechung in Betrieb. Auf ihr wurden vor allem Karosserieteile für alle in Eise­nach gefertigten Automobile der Marken BMW, EMW und Wartburg gefertigt. Am Ende hatte sie die Aufgabe des Tuschierens ei­nes Heckteils für den VW Golf. 1998 ging sie endgültig außer Betrieb.

Während ihrer Betriebszeit stand die Presse größtenteils geschützt und überdacht. Nachdem sie aber im Jahr 2000 offiziell als technisches Denkmal vor dem AWE-Museum aufgestellt wurde, ist sie jeder Witterung ausgesetzt. Dementsprechend sind die Oberflächen der Presse angegriffen.

Nach der gründlichen Aufarbeitung kann sich die Doppelkurbeltiefziehpresse wieder sehen lassen.
Nach der gründlichen Aufarbeitung kann sich die Doppelkurbeltiefziehpresse wieder sehen lassen. © Bernard Mai

Bernhard Mai begann die Restaurierung mit einer grundhaften Reinigung. Die noch vorhandenen Spuren des Gebrauchs wurden in die neue Schutzbeschichtung integriert. Bei der Art der Konservierung gab es Unterschiede, je nachdem wie die Beanspruchung, der Erhaltungszustand, die Untergrundbeschaffenheit und das Trägermaterial (Guss oder Blech) bewertet wurden. Um das durchaus zufriedenstellende Endergebnis zu erreichen, waren viele Grund-, Zwischen- und Deckbeschichtungen notwendig. „Durch die spezielle Beschichtung am Ende, die aus einem Korrosionsschutzwachs besteht, benötigt die Presse bei regelmäßiger Pflege und Wartung erst in frühestens 15 Jahren einen erneuten Überholanstrich“, erklärt der Restaurator. Als weitere wichtige lebensverlängernde Maßnahme für die Oberflächen wurde das Prinzip des kathodischen Korrosionsschutzes durch eine Opferanode angewandt. Dafür wurden Zinkbleche in die wasserspeichernden Flächen gelegt. Diese verhindern die Oxidation des Metalls der Tiefziehpresse.

Matthias Doht berichtet über die Zeit der Restaurierung: „Es kamen viele Zeitzeugen vorbei, die damals selbst an der Maschine gearbeitet haben. Sie wollten natürlich sehen, wie die Presse sich über die Zeit verändert hat und wie sie jetzt wieder aufbereitet wird“.

Seit diesem Monat können Besucher des Museums und ehemalige Mitarbeiter das Industriedenkmal nun auch ohne Gerüst vor dem AWE-Museum besichtigen.