Wutha-Farnroda. Böllerschießen nahe Wutha-Farnroda vereint Artilleristen verschiedener Vereine. Reichlich Zuschauer werden von dem Ereignis angezogen. Polizei ist von der Veranstaltung indes überrascht.

Der Kanonendonner vom Kleinen Hörselberg war weithin zu hören, bis nach Hötzelsroda. Da war es kaum verwunderlich, dass kurz vor 16 Uhr ein Einsatzfahrzeug der Polizei Eisenach auf den Parkplatz unweit des Berggasthofes vorfuhr, um in Erfahrung zu bringen, was da los ist.

Axel Wohlfahrt, Veranstaltungsleiter des angemeldeten Böllerschießens und Kommandant der Artillerie Kittelstahl, erklärte den Beamten das Geschehen. Diese nahmen Personalien auf und fuhren von dannen. Alles war zur beiderseitigen Zufriedenheit geregelt.

Wie jedes Jahr um diese Zeit hatten sich Böllerschützen-Trupps am kleinen Hörselberg versammelt, um dort ihrem lauten Hobby zu frönen. Aus Catterfeld, Farnroda, Falken, Schmira, Kittelsthal, Kälberfeld oder Ohrdruf waren die Mannschaften mit ihren großen oder kleinen Kanonen angereist. Einige Akteure setzen der Vorführung durch historische Uniformen oder Kleider aus der napoleonischen Zeit noch einen authentischen i-Punkt auf.

„Da sind doch auch Kugeln drin, wo fliegen die denn hin“, bemerkte eine Zuschauerin mit einigen Bedenken. Die erfuhr, dass aus den Kanonen keine Kugeln fliegen, sondern nur mit Schwarzpulver geschossen wird. Das freilich macht gewaltig Lärm und hallt weit in das Tal. Sich beim Feuern die Ohren zuzuhalten, ist ein Ratschlag, der durchaus seine Berechtigung hat.

Mitgliedschaft in Schützenverein ein Muss

Zu jeder vollen Stunde wurde am Samstag vom Kleinen Hörselberg mit militärischer Ordnung und Ansage des Kommandanten Axel Wohlfahrt gefeuert. Die Ladeprozedur nimmt dabei neben der Pulverfüllung jeweils einige Hammerschläge und Kolbendrücke, also geraume Zeit in Anspruch. Die Zuschauer werden in die Zeit der Artillerie des 18. und 19. Jahrhundert zurück versetzt.

Wer dieses Hobby betreiben will, muss einem Schützenverein angeschlossen sein. Die Kanonen sind zwar frei im Internet zu erwerben, allerdings nur mit einer entsprechenden (Schwarzpulver)-Berechtigung zum Einsatz zu bringen. Sicherheit steht dabei immer an erster Stelle.

Eröffnet wurde jede Salve musikalisch, nämlich von einem Fanfaren-Duo der Ohrdrufer Schützengilde. Ob schnelle oder langsame Salve oder der gemeinsame Abschuss aller Kanonen auf Kommando, es war immer laut, höllisch laut. Drei Reiterinnen, die mit ihren Pferden zufällig den kleinen Hörselberg passieren wollten, wurde deshalb Einhalt geboten. Sie brachten ihre Tiere vor einer Schießeinlage in gebührlichen Abstand. Zahlreiche Besucher verfolgten insgesamt das turbulente Geschehen, das um 18 Uhr seinen Abschluss fand.

Für die Akteure selbst war dieses Böllerschießen auch einmal mehr Anlass des geselligen Treffens und Meinungsaustausches. Man kennt und trifft sich bei verschiedenen anderen Schießen dieser Art, etwa in Catterfeld oder bei einem der größten Böllerschießen dieser Art in Thüringen, in Gera. An den Kleinen Hörselberg kehren alle einmal im Jahr zurück.