Eisenach. Marburger Planungsbüro stellt Standortentwicklung- und Wirtschaftsförderungskonzept vor. Fachkräftegewinnung und Digitalisierung vorn.

„Mit etwas Rumfummeln wird da nichts, denn andere Regionen fahren schon andere Geschütze auf.“ Was Roland Mahler, der Geschäftsführer des Jobcenters Eisenach, den Gästen nach der Vorstellung des Standortentwicklung- und Wirtschaftsförderungskonzeptes für Eisenach ins Stammbuch schrieb, war eine klare Ansage. Die Gewinnung von Fachkräften, das ist eine laut einer Befragung von 143 Firmen die wichtigste Aufgabe der Zukunft in Eisenach, ist ein knallharter Wettbewerb. Das Image einer Stadt und einer Region sei dabei das A und O.

Von den 839 angeschriebenen Unternehmen aller Branchen und Größen der Stadt hatten der Gesellschaft für angewandte Kommunalforschung (GFAK) Marburg als Ersteller des Konzeptes eben diese 143 aussagekräftig geantwortet. Das sind 17 Prozent. Josef Rother von der GFAK nennt das einen guten Rücklauf, der repräsentative Ergebnisse ermögliche. Andere nennen es dagegen schwach und kennen auch die Ursache. Die Zentralen vieler Firmen der Stadt sitzen weit entfernt.

Dennoch kommt die Studie zu interessanten Ergebnissen, die am Mittwoch der Öffentlichkeit vorgestellt wurden. Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken sind ausgemacht. Die Resultate sind vielfach nicht neu. Dass Eisenachs Wirtschaft zu sehr vom „Auto“ lebt (Platz zwei in der Branchenliste nach dem Bausektor) und der Branchenmix suboptimal ist, ist ebenso keine Neuigkeit wie die schlechte Finanzlage der Kommune. Wunsch und Wahrheit liegen in einigen Bereichen wie Digitalisierung/Breitbandausbau und dem Fachkräfteangebot weit auseinander, in anderen ist die Diskrepanz weniger kritisch, etwa die Verkehrsanbindung.

Etwa die Hälfte der befragten Firmen sind schon vom Fachkräftemangel betroffen. Fachlich ungeeignet, demotiviert oder die fehlende Bereitschaft für einen Ortswechsel wurden von Firmen als Gründe benannt. Und Akademiker wollten oft zu viel Geld, sagt die GFAK-Studie.

Nicht pekuniäre Kriterien wie Lebensqualität, Image der Stadt und der Service der Stadtverwaltung rangieren im Bedeutungsranking der Unternehmen unter den Top 10. Die Duale Hochschule am Ort, Unternehmensplanung oder Digitalisierung sind eben nicht alles. „Wirtschaft ist nicht nur mit Euro zu messen“, sagte Josef Rother. Die positiven Dinge der Stadt zu schätzen und Eisenach nach außen nicht nur schlecht zu reden, appellierte Unternehmer Shpetim Alaj.

Sechs Leitprojekte hat die Studie als Resultat entwickelt, darunter die Notwendigkeit einer Image-Kampagne, an die die Befragung von jungen Leuten gekoppelt sein soll. Es brauche noch eine bis zwei weitere Studien, hieß es bei der Präsentation. Die als notwendig erachtetet Installation eines City-Managers greife in diese Thematik. Ein Beirat für Gewerbeflächen, eine Veranstaltungsreihe „Zukunft für Eisenach“ und ein Wirtschaftsbeirat (neben der bestehenden Lenkungsgruppe) stehe ebenso auf der Agenda. Die Industrie- und Handelskammer fand übrigens keinen Platz in der Lenkungsgruppe, bedauerte IHK-Vertreter René Piel. Was das GFAK-Team positiv erfahren habe ist, dass sich viele Firmen an der Finanzierung von ehrenamtlichen Aufgaben in der Stadt beteiligen würden.