Eisenach. Die Eisenacher Zeit seiner Eltern beleuchtet Dieter Schuster-Wald aus Detmold in einem Buch. Ausgangspunkt sind Fotografien.

Was anfangs nicht als Buchprojekt geplant war, sondern als persönliche Aufarbeitung der Familiengeschichte, ist nun in vieler Munde.

„Eisenacher Biografie der Eltern 1914-1946: Vaters Krieg 1939-1945“ ist eine Publikation, die die Lebensumstände der Eltern von Dieter Schuster-Wald nachzeichnet und die Frage nach dem Warum beantwortet.

Der Autor Dieter Schuster-Wald hat die Lebensgeschichte seiner Eltern aufgearbeitet.
Der Autor Dieter Schuster-Wald hat die Lebensgeschichte seiner Eltern aufgearbeitet. © Heidi Zengerling

Der Autor hinterfragt das Erlebte, fällt aber kein Urteil gegenüber den Eltern und deren Generation. Er fragt, wie mit dem Erlebten umzugehen ist und bezieht seine eigene Geschichte nach 1945 ein.

Im Nachlass der Eltern befanden sich zahlreiche Fotoalben mit circa 3000 Aufnahmen aus den Jahren 1914 bis 1946. Einige waren Dieter Schuster-Wald bekannt, andere völlig fremd. „Vater nahm die Kamera mit in seinen Krieg, Mutter die ihre von 1940 bis 1944 nach Brüssel“, erinnert sich Schuster-Wald.

Eisenach und Farnroda als ein Stück Heimat

Die Fotografien lassen oftmals erahnen, was die Eltern empfanden. Das Buch schlägt einen fotografisch-textlichen Bogen von der Geburt der Eltern in Eisenach und Frankfurt am Main über die Kindheit und Jugend in Thüringen zur Zeit des Nationalsozialismus.

Es beschreibt ihren Weg während des Zweiten Weltkrieges und in der Nachkriegszeit und endet mit der Übersiedlung von Eisenach über Friedland nach Detmold im Jahr 1946. Der Bezug wird zu Eisenach und Farnroda hergestellt – beide Orte waren und sind ein Stück Heimat für den Autor, da er seit seiner Geburt jedes Jahr viele Wochen bei den Großeltern in Farnroda verbrachte.

„Die Verbindung zur Heimat riss trotz aller politischen Widrigkeiten bis zur Wende nie ab. Eisenach, die Wartburg und Hörselberge sowie der Rennsteig – das war immer ein Stück meiner Identität, auch wenn ich in Detmold geboren bin und im Westen sozialisiert wurde. Nach der Wende wurden die Bindungen intensiviert. Unsere drei Kinder wanderten schon mit vier Jahren durch den Thüringer Wald“, erinnert sich Schuster-Wald.

Fotografisches Erbe von rund 3000 Aufnahmen

Nach der Pensionierung im Sommer 2015 fand der seit 1979 im Hunsrück lebende Lehrer schließlich Zeit und Muße, sich intensiv mit dem Erbe auseinanderzusetzen. Den Pädagogen zog es mit Schülergruppen vielfach nach Eisenach und Weimar, um deutsch-deutsche Geschichte erlebbar zu machen.

Schon vor Jahren reifte der Gedanke, das Leben der Eltern anhand ihrer Fotografien zu beschreiben. Seine Intention ist es aufzuzeigen, unter welchen Lebensumständen die Eltern ihr Dasein verbrachten und warum sie sich mit wehenden Fahnen dem Nationalsozialismus ergaben. Außerdem möchte der Autor vermitteln, wie leicht und schnell sich Menschen diesem Wahn zuwandten.

„Der Stereotype, man habe von den unsäglichen Verbrechen nichts gewusst, möchte ich ein Ende setzen. Das Buch soll Warnung sein, gerade in unserer heutigen instabilen Zeit mit ihren unberechenbaren Führern. Wie schnell können wir zerbrechliche Werte, wie persönliche Freiheit, Frieden, Menschenrechte und Wohlstand verspielen.“

„Eisenacher Biografie der Eltern 1914-1946: Vaters Krieg 1939-1945“ von Dieter Schuster-Wald, Verlag Rockstuhl, 348 Seiten, 19,95 Euro