Stefanie entdeckt einen gewissen Zusammenhang zwischen verschiedenen Gedenktagen mit gleichem Datum.

Sie wissen natürlich, dass diese Woche von einem echten Multi-Gedenktag bestrahlt worden ist. Ja klar, werden Sie sagen, Christi Himmelfahrt – aber sonst…? Na gut, das können wir erst mal so stehen lassen.

Das biblische Ereignis, das die Schweizer schlicht „Auffahrt“ nennen, findet ja immer 40 Tage nach Ostern und daher stets an einem Donnerstag statt. Dass der Volksmund aus dem „Vater unser, der du bist im Himmel…“ kurzerhand den Vatertag gemacht hat, scheint nur folgerichtig.

Auch „Tag des Herrn“ geht als Synonym durch – und „Männertag“ ist zumindest kein Widerspruch. Doch der Blick aufs Brauchtum trennt dann schon die Spreu vom Weizen.

Während für die einen die Kirchglocken zum Gottesdienst läuten, heißt’s für die anderen „Abfahrt“. Und schon trampeln sie grölend hinauf zur Sängerwiese, setzen möglichst oft die Bierflasche an, und, wieder heimgekehrt an den häuslichen Herd, erscheinen sie ihren Lieben dann bestenfalls als heiliger Bimbam. Nicht, dass man Männern oder Vätern ihren Ehrentag nicht gönnen würde – es soll ja Gleichberechtigung herrschen!

Aber sonderbar ist er trotzdem, der „deutsche Sonderweg“ zum Männertag, den man(n) Ende des 19. Jahrhunderts fand und nach seinem Gusto ausgeschildert hat. Ist Ihnen schon aufgefallen, dass dabei einfach Kirchliches und Weltliches munter gemixt wurde? Vermutlich weil männliche Sabbel-, Sauf- und Sangeslust so ein bisschen von der Heiligkeit des Tages abkriegen und profitieren könnte. Doch Halt! Die Liste der Gedenktage vermerkt den 13. Mai auch als „internationalen Tag des Cocktails“. Na, da konnte man dieses Mal also ganz getrost „Prost!“ sagen. Vielleicht ja auch bloß, um das ganze coronale Elend um uns herum für ein paar Stündchen zu vergessen. Das hätte völlig alkoholfrei funktionieren können – wenn Sie einfach im Bett geblieben wären! Ja, genau, denn wozu auch immer der gleichfalls dem 13. Mai aufgepfropfte „Tag des richtigen Liegens“ gut sein soll – ein erholsames Langschläfchen wäre damit gerechtfertigt gewesen… sofern es nicht als Folge eines hasti zelebrierten Cocktail-Tages zustande kam. Derartig unheiligen Verdächtigungen haben sich die Herren in den USA erst gar nicht ausgesetzt; seit 1910 feiern sie ihren Ehrentag an jedem dritten Sonntag im Juni, und Länder wie Frankreich oder Großbritannien haben das übernommen. In Italien, Spanien oder Belgien lassen die Herren sich 19. März, dem Josefstag, hochleben. Als der internationale Männertag weltweit gilt jedoch der 19. November – ein Datum, das zum fröhlichen Gelage an der Sängerwiese eher weniger verlocken dürfte, oder Männer?

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Carolinde Müller-Wolf aus Eisenach sowie Stefanie und Susanne Krauß schreiben eine wöchentliche Zeitungskolumne, angelehnt an ihren Blog „Die Zauberer von Ost“.