Frankenroda. Das Viadukt in Frankenroda wird abgestrahlt und damit gereinigt. Sanierung bei Vollsperrung dauert voraussichtlich bis November.

Der alte Überbau der Brücke über die Werra in Frankenroda ist abgebrochen, auch das Geländer ist weg. Zurzeit werden die Betonträger abgestrahlt. Ablagerungen aus Jahrzehnten – auch von der Kaliindustrie, die nach wie vor Abwässer in die Werra einleiten darf – haben ihre Spuren hinterlassen. Anschließend erfolgt eine neue Beschichtung zum Schutz vor Korrosion. Dieser neue Schutz wird in vier Farbschichten aufgetragen. Das Reinigen und Streichen dauern insgesamt drei bis vier Wochen.

Die Brücke wird saniert, weil ein Neubau für die 300-Seelen-Gemeinde Frankenroda zu teuer geworden wäre (unsere Ausgabe vom 22. Juni). Es handelt sich bei dem Viadukt um ein Erbe aus DDR-Zeiten, eine Panzerbrücke, die Mitte der 1970er-Jahre gebaut worden ist mit dem Ziel der Landesverteidigung. Sie hatte eine Standfestigkeit, damit Panzer darüber rollen können. Das Objekt war so geheim, das es in keinerlei Akten aufgetaucht ist.

Die Folge davon war, dass sich nach der politischen Wende 1989 niemand zuständig gefühlt hat. Der bauliche Zustand wurde in Zeiten des ungeklärten Eigentums immer schlechter, und letztlich sah sich die Gemeinde verantwortlich dafür, Abhilfe zu schaffen.

Die Brücke wird gebraucht, weil sich auf der anderen Seite der Werra noch Wohnhäuser befinden, ebenso Grundstücke zur Naherholung. Land- und Forstwirtschaft nutzen das Viadukt, das gleichzeitig touristische Funktionen hat. Der überregionale Luther-Wander-Weg führt darüber. Es ist außerdem die einzige Brücke zwischen Mihla und Treffurt, die mit Fahrzeugen befahrbar ist. Zwei weitere in Ebenshausen und kurz vor Frankenroda sind für Fußgänger und Radfahrer. An der nunmehr in Angriff genommenen Sanierung beteiligt sich der Freistaat mit einer großen Summe aus dem Programm kommunaler Straßenbau. Dennoch muss Frankenroda rund 235.000 Euro beisteuern. Die Summe tut weh angesichts eines Haushaltsvolumens von gerade mal 300.000 Euro pro Jahr. Das Geld ist angespart worden.

Da die Brücke wegen der Bauarbeiten voll gesperrt ist, müssen die Bewohner der Häuser am südlichen Werraufer über Forstwege nach Scherbda fahren. Über diese Umleitung werden auch die Fertigteile aus Beton für den neuen Überbau angeliefert. Es folgen Asphaltierung der Straße, Fußweg und ein neues Geländer. Die Bauzeit soll bis November dauern – vorausgesetzt, dass es kein Hochwasser gibt. Aber das ist derzeit nicht zu befürchten. Die Werra hat aufgrund der Hitzeperioden und des wenigen Regens in den letzten Wochen Niedrigwasser.

Bevor die Brücke gebaut worden ist, gab es übrigens einen Holzsteg, der Jahrzehnte dazu gedient hat, den Fluss zu überqueren. Der Steg wurde im Frühjahr in Gemeinschaftsarbeit der Dorfbewohner aufgebaut. Blieb er im Winter stehen, musste er mit Drahtseilen gesichert werden, damit er nicht weggeschwemmt wurde. Dennoch kam es dazu, dass der Steg in der Mitte zerbrochen ist. In der Zeit, in der es noch keinen Steg gab, wurde per Kahn an das andere Ufer übergesetzt. Überliefert ist in der Chronik ein Ereignis vom Dezember 1967, als der Brückenkopf stark überflutet wurde. Das war eine große Gefahr für den Steg. Daraufhin legt man fest, dass dieser in den Wintermonaten abgebaut wird. Der Abbau dauerte etwa zwei Tage, der Aufbau vier Tage. Auf- und Abbau funktionierten mittels Flößen. 1977, ein Jahr nachdem die so genannte Panzerbrücke eingeweiht worden ist, wurde der Steg für immer abgerissen.