Eisenach. Wahl 2019: Die Westthüringer Direktkandidaten der Grünen, Robert Kirchner und Elias Bohn, erhalten Unterstützung durch bekannte Politiker ihrer Partei. Doch Straßenwahlkampf in Eisenach ist mühsam.

Die Wartburgstadt hat scheinbar mehr Touristen und Stadtgäste als Wähler, die hier leben. Zu diesem Schluss kommt Reinhard Bütikofer am Samstagvormittag in der Eisenacher Karlstraße. Immer wieder hört das Mitglied des Europäischen Parlaments von kopfschüttelnden Passanten den Satz: „Wir sind nicht von hier.“

Bütikofer bietet ihnen Informationsmaterial der Grünen an. Der Co-Vorsitzende der Europäischen Grünen Partei, der dieser Tage in vielen Thüringer Städten unterwegs ist, unterstützt bei seinem Besuch in Eisenach die Direktkandidaten Robert Kirchner und Elias Bohn bei ihrem Wahlkampf für den Thüringer Landtag.

In der Karlstraße spricht Reinhard Bütikofer (rechts), Mitglied des Europäischen Parlaments, mit Harald Schneider aus Hessen.
In der Karlstraße spricht Reinhard Bütikofer (rechts), Mitglied des Europäischen Parlaments, mit Harald Schneider aus Hessen. © Norman Meißner

Kommt es doch einmal zum Gespräch, geht es um Klimawandel. Bütikofer vertritt die Idee, den CO2-Ausstoß zu bepreisen. „100 Euro Energiegeld gibt es für jeden zurück, damit es auch für die gerecht ist, die jeden Euro zweimal umdrehen müssen“, sagt Bütikofer.

Viele Menschen sorgten sich auch um die Landräume, die immer stärker drohten, abgehängt zu werden. „Das ist eine Frage des Verkehrsnetzausbaus – ein Ticket für das ganze Land“, schlägt der Europaabgeordnete vor. Keiner dürfe aufgrund seiner finanziellen Lage von Verkehrsangeboten ausgegrenzt sein. Robert Kirchner reicht der Umstieg auf alternative Antriebsarten für Autos nicht: „Die Straßen sind dann ja immer noch verstopft – Nahverkehr ist besser als Individualverkehr.“ Für Bütikofer machen E-Autos in Ballungszentren Sinn, für Langstrecken sieht er den Antrieb mit Wasserstoff im Vorteil. „Die eine günstigste Lösung gibt es nicht“, sagt Bütikofer, der bis 2008 ­Bundesvorsitzender Bündnisgrünen war.

„Wir sind nicht mehr in der Lage zu entscheiden, ob die E-Mobilität kommt oder nicht“, meint der namhafte Wahlhelfer, „in China ist das längst entschieden worden“. Und wenn die deutsche Automobilindustrie dort weiter Umsätze einfahren wolle, müsse sie mitziehen.

Tags zuvor wollten unter dem Motto „369 – Alles muss Frau selber machen“ eigentlich drei Frauen auf dem Eisenacher Markt die grüne Sicht der Dinge erläutern und so die beiden hiesigen Direktkandidaten Robert Kirchner und Elias Bohn unterstützen. Bei diesem Format sind eigentlich Astrid Rothe-Beinlich, Madeleine Henfling und Laura Wahl im Wahlkampf mit sechs Themen in neun Orten zu finden. Alle drei Frauen sind in ihren Heimatorten Direktkandidatinnen, aber auch über die grüne Thüringer Landesliste gut platziert. In Eisenach musste allerdings Madeleine Henfling passen, da sie an einer Sitzung des Ilmenauer Stadtrates teilnehmen musste.

Die meiste Diskussion mit den allerdings nicht in übermäßig großer Zahl erschienenen Besuchern der Veranstaltung löste Rothe-Beinlich mit dem Thema Bildung aus. Für die Grünen, so die Landespolitikerin, höre Bildung nie auf. Das reiche eben von der frühkindlichen Bildung bis zur Erwachsenenbildung, auch bis ins Seniorenalter. Rothe-Beinlich erinnerte daran, dass die rot-rot-grüne Regierung angefangen habe, die ersten Kita-Jahre beitragsfrei zu stellen. Auf diesem Weg solle es im Fall der erneuten Auflage dieser Koalition im Land weiter gehen. „Beitragsfreiheit ist wichtig, für uns ist aber die Qualität der Bildung auch in den Kitas noch entscheidender“. Daher sei die Absenkung des Personalschlüssels von einer Erzieherin für 16 Kinder auf eine Erzieherin für zwölf Kinder ein guter Schritt gewesen. „Das war aber erst der Anfang, Ziel bleibt die weitere Absenkung“, so Rothe-Beinlich.

Über die Einstellung von mehr Lehrern und Verbesserung bei der Bezahlung der Pädagogen reichte das Gespräch bis zur Stärkung der Berufsschulen. Die übrigen Themenfelder waren an diesem Nachmittag Frauenpolitik, Rechtsextremismus, Mobilität und Integration.