Mihla/Buchenau. Einwohner von Buchenau kämpfen um Relikt der Solvay-Werke und ihre Anbindung zum Bus

Wie sehr turnusmäßig anberaumte Brückenprüfungen schmerzen können, davon kann die Stadt Eisenach mit seinen zahlreichen und nach solchen Prüfungen teilweise oder ganz gesperrten Brücken über Nesse, Hörsel, Werra und Mühlgraben wahrlich ein Lied singen. Eine Sperrung droht auch der Fußgängerbrücke in Buchenau, die die Ortschaft mit der Bushaltestelle und weiteren Wohnhäuser an der gegenüberliegenden Werraseite verbindet.

Für die Gemeinde Mihla ist das Bauwerk ein Sorgenkind, für die Buchenauer hingegen unerlässlich. Die Fußgängerbrücke über die Werra ist in die Jahre gekommen und bedarf einer umfassenden Sanierung.

„Seit der Wende 1989 wurden an der Brücke nur kleinere Reparaturmaßnahmen seitens der Gemeinde Mihla durchgeführt, so dass mit den Jahren ein größerer Sanierungsstau entstanden ist“, sagt Eckhardt Rosenthal, der kürzlich wieder zum Mitglied des Ortsteilrats gewählt wurde. Bereits im Herbst 2013 wurden Bedenken zum Brückenzustand geäußert. Damals seien Risse aufgetaucht. Dies ging seinerzeit aus einem Gutachten zum Zustand der Stahlkonstruktion hervor.

„Der Bauzustand ist so, dass zwar noch nicht gesperrt werden muss, aber eine Brückenprüfung ist alle drei Jahre vorgesehen und im nächsten Jahr steht die nächste – mit offenen Ausgang“, sagt Bürgermeister Rainer Lämmerhirt (UWG), der beim Thema Fußgängerbrücke für die Gemeinde von einer schwierigen und sensiblen Geschichte spricht.

Sanierungsstau seit der Wende

Die letzte behördliche Brückenüberprüfung, so Eckhardt Rosenthal, habe größere Baumängel zu Tage gefördert. Die geschätzten Kosten für Statik der Träger, Korrosionsschutz und einem neuen Holzbelag liegen, so der Bürgermeister, bei weit mehr als 150.000 Euro. Fördermittel seien bislang unerreichbar aufgrund des fehlenden Denkmalschutz-Status‘. „Die Brücke ist leider nicht als Industriedenkmal eingestuft“, klagt der Bürgermeister. Die Gemeinde versuche, andere Fördermöglichkeiten zu erschließen, was jedoch bislang misslang. Allein mit Eigenmitteln sei die Sanierung für die Gemeinde Mihla schwerlich zu stemmen. „Wir Einwohner haben uns gegen die Bedenken des Bürgermeisters für den Erhalt der Brücke ausgesprochen“, betont Eckhardt Rosenthal.

Die Fußgängerbrücke sei ein letzter Zeitzeuge zur Entstehung der Gemeinde Buchenau verbunden mit dem ehemaligen Solvay-Werk. „Die Brücke ist 1924 gebaut worden“, erinnert sich Kurt Fischbach, der letzte Betriebsleiter dieser Sodafabrik. Die Betonbrücke für den Fahrzeugverkehr sei später errichtet worden. „In den 1930er Jahren, aber nicht nach 1937, denn da wurde der Bohrturm mit der 11.000 Meter tiefen Bohrung gebaut und da stand die Betonbrücke bereits“, erzählt der einstigen Werkleiter. Seinen Erinnerungen zufolge sei die Fußgängerbrücke in den 1970er Jahren einmal saniert worden.

Für die Buchenauer besitze das Brückenbauwerk enorme Bedeutung, da Busse den Ort nicht direkt anfahren, sondern nur die Haltestelle am gegenüberliegenden Widerlager. „Die Bushaltestelle ist der einzige Anfahrpunkt für die Schulbusse – weitere Verbindungsmöglichkeiten gibt es für die Einwohner von Buchenau nicht“, betont Eckhardt Rosenthal. Über die Autobrücke müssten Fußgänger einen Umweg von knapp 1800 Metern bis zur Bushaltestelle sowie die Gefahren an der stark frequentierten und bürgersteiglosen L 1017 in Kauf nehmen.

Fußgängerbrücke ist bereits 95 Jahre alt

Durch den Neubau der Ebenauer Brücke in Höhe des einstigen Steinbruchs habe die Fußgängerbrücke auch in touristischer Hinsicht eine erhebliche Abwertung erfahren. „Gezählte Passanten in der Woche sind maximal fünf bis zehn Personen“, sagt der Bürgermeister. Kleinere Reparaturen würden zwar ausgeführt, aber nötig sei eine grundlegende Diskussion zur Brücken-Zukunft mit allen Beteiligten. Möglich wäre, die Bushaltestelle auch in den Ort zu verlagern. In Buchenau existiert jedoch keine Wendeschleife. Die Entscheidung müsse, so Rainer Lämmerhirt, der zukünftige Stadtrat „Amt Creuzburg“ treffen.