Wartburgkreis. Landrat Reinhard Krebs (CDU) hat Veranstaltungen ab 100 Teilnehmer verboten, darunter Tanz- und Sportveranstaltungen, Ausstellungen, Messen.

Es gibt noch keinen bestätigten Fall einer Corona-Infektion in Eisenach und im Wartburgkreis (Stand 12. März). Dennoch hat Landrat Reinhard Krebs (CDU) am Donnerstag reagiert und ein Verbot aller Veranstaltungen mit mehr als 100 Personen erlassen. Das gilt sowohl für den Wartburgkreis als auch die Stadt Eisenach.

Schulen und Kindertagesstättenbleiben vorerst offen

Öffentliche und auch nichtöffentliche Veranstaltungen unter freiem Himmel und in geschlossenen Räumen sind bis 19. April untersagt. Dazu gehören insbesondere Tanz- und Sportveranstaltungen, Messen und Ausstellungen.

Der Besuch von Schulen und Kindertagesstätten ist davon nicht betroffen, weist das Landratsamt hin. Und nennt weitere Beispiele, für die das Verbot nicht gilt: Training beim Vereins- oder Schulsport, private Familienfeiern oder Besuche in Gaststätten.

Erster Corona-Fall in Eisenach

Die Veranstaltungen aber „sind aufgrund der hohen Anzahl und Intensität von Kontaktmöglichkeiten und einer häufig engen Interaktion zwischen den Teilnehmern besonders zur Ausbreitung des Virus geeignet“, begründet der Landrat seine Entscheidung. Es sei nahezu ausgeschlossen, zeitnah alle Kontaktpersonen zu ermitteln und mögliche Infektionsketten zu durchbrechen. Außerdem könne das Coronavirus auch von Menschen übertragen werden, die selber keine oder nur leichte Krankheitssymptome zeigen. Es sei nicht auszuschließen, dass diese Menschen Veranstaltungen besuchen und zu einer Weiterverbreitung beitragen.

Gesundheitsamt nenntRisikozeit von acht Wochen

„Die eigentliche Ansteckungswelle steht uns noch bevor“, schätzt Helena Maier, Leiterin des Gesundheitsamts, ein. Sie rechnet mit einer Risikozeit von mindestens acht Wochen. Zwar nehme die Krankheit bei der Mehrheit der Betroffenen einen milden Verlauf, ähnlich einer Erkältung. Doch bei älteren Menschen und solchen mit einer Vorerkrankung könne sie schwer verlaufen. Drei Todesfälle gibt es in Deutschland. „Wir kämen bei einer ungebremsten Ausbreitung schnell an unsere materiellen und personellen Grenzen“, so die Amtsleiterin. Menschen, bei denen der Verdacht auf eine Infektion mit dem Coronavirus besteht, müssen 14 Tage in Quarantäne. „Je mehr Menschen jedoch in Quarantäne müssen, um so mehr wird unserer wirtschaftliches und gesellschaftliches Leben lahmgelegt“, argumentiert Krebs und appelliert an die Vernunft aller, die Verordnung einzuhalten.

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Wartburgkreis sagtseinen Jahresempfang ab

Die verfügte Obergrenze von 100 Teilnehmern wird als verhältnismäßig angesehen, angesichts dessen, dass die Weltgesundheitsorganisation die durch das Coronavirus hervorgerufene Atemwegserkrankung Covid-19 zur Pandemie erklärt hat.

Der Wartburgkreis selber hat den für den 29. April zusammen mit der Wartburg-Sparkasse geplanten Jahresempfang abgesagt. Dazu sind 300 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft erwartet worden.

Zahlreiche Veranstalter haben reagiert, bevor sie von der Verfügung erfahren haben. So sind die nächsten zwei Vorträge der Reihe „Geonatur“ verschoben – das sonst zahlreiche Publikum hatte sich angesichts vermehrter Corona-Fälle in Deutschland beim Kartenvorverkauf sehr zurückgehalten. Abgesagt ist das Konzert der Thüringen-Philharmonie Gotha-Eisenach am Freitag im Landestheater, ebenso das in der Nikolaikirche am Sonntag geplante Chorseminar.

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